Erlahmendes Geschäft : Spielzeuge im Lager statt im Kinderzimmer
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Rutschautos im Regal: Das Bobby-Car gehört zum Sortiment von Simba-Dickie. Bild: Simba-Dickie-Group
In der Pandemie wurde mehr gespielt. Doch zur ersten Spielwarenmesse nach der Corona-Pause gibt es Trübsal. Ein deutscher Hersteller spricht über große Vorräte, ein US-Konzern baut Stellen ab.
Man könnte es einen Freudenstrahl nennen. Flüssigkeiten schießt die Wasserpistole Spyra Two bis zu 15 Meter weit, der Strahl ist glatt ohne Spritzer zur Seite, da die Düse technisch eher solchen ähnelt, die auch Zierbrunnen makellos sprühen lassen. Und beim Nachfüllen hilft eine Akku-betriebene Pumpe. „Das ist die einzige Wasserpistole, die sich auch zu Weihnachten gut verkauft“, schwärmt Florian Sieber, Chef des Fürther Spielwarenherstellers Simba-Dickie . Dabei ist die nach seinen Worten „beste Wasserpistole der Welt“ nicht günstig, rund 70 Euro kostet die Basisversion, die für Fortgeschrittene gar 150 Euro – üppig für einen spontanen Spaß am Pool.
Doch Sieber ist begeistert, denn neuerdings profitiert er von den Wasserpistolen. Die Simba-Dickie-Gruppe mit Produkten vom Bobby-Car über Steffi-Love-Puppen, Smoby-Spielküchen bis zu Eichhorn-Holzeisenbahnen ist als Gesellschafter beim Münchner Wasserpistolen-Start-up Spyra eingestiegen. Die Wasserschlachten dürften allerdings einer der ganz weniger Freudenmomente des vergangenen Jahres geblieben sein. Kurz bevor in Nürnberg die Spielwarenmesse, die größte Branchenschau der Welt nach zwei Jahren Corona-Pause wieder eröffnet, herrscht eher gedämpfte Stimmung. Denn die Überzeugung der Branche, am Kind werde zuletzt gespart, wurde in der Inflation ein Stück weit widerlegt.
Der Umsatz von Simba-Dickie ist von 754 Millionen Euro auf knapp 702 Millionen Euro geschrumpft, ein Rückgang um 7 Prozent. Der amerikanische Hasbro -Konzern mit Monopoly-Brettspielen und Transformers-Figuren meldete sogar einen Umsatzeinbruch um 9 Prozent auf umgerechnet 5,4 Milliarden Euro. Im Weihnachtsquartal sollen Hasbros Geschäfte nach vorläufigen Zahlen sogar um 17 Prozent schlechter gelaufen sein. Vorstandschef Chris Cocks sagte, Kosten müssten substanziell gesenkt werden. Der Konzern kündigte an, rund 1000 Vollzeitstellen abzubauen, das entspricht 15 Prozent der Belegschaft. Der Vorstand für das operative Hasbro-Geschäft, Eric Nyman, verlässt zudem den Konzern.
Der Markt ist geschrumpft
Die Schwierigkeiten sind beiderseits des Atlantiks – im deutschen Fürth und in der amerikanischen Hasbro-Zentrale – dieselben. 2021 hatte die Spielwarenbranche ein starkes Jahr erlebt, in dem sie viel mehr Produkte hätte verkaufen können, wenn sie denn hätte liefern können. Doch Lieferkettenengpässe vor allem beim Transport per Schiffscontainer aus Fernost standen dem entgegen. Das sollte sich nicht wiederholen, also wurde früher geordert, um für das wichtige Weihnachtsgeschäft präpariert zu sein. Doch weil Strom, Gas, Benzin und Lebensmittel teurer wurden, blieb in Familien wohl weniger für Geschenke.
In Deutschland schrumpfte der Spielwarenmarkt um 5 Prozent, in Frankreich und Großbritannien waren es 3 Prozent weniger, für die USA sprach Hasbro von konjunkturellem Gegenwind. Der jüngste Boom mit Brettspielen scheint zudem beendet. Weil in der Corona-Pandemie Freizeitaktivitäten nur eingeschränkt möglich waren, wurde mehr am Tisch gespielt. 2022 schwärmen Familien wieder mehr aus. Das bekam Simba-Dickie auch an anderer Stelle zu spüren.