Ehrlichkeitstest : Machen Banken ihre Mitarbeiter zu Lügnern?
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Mal ganz ehrlich: Trauen Sie Ihrem Bankberater? Bild: dpa
Wie ehrlich sind Banker? Eine Gruppe von Forschern der Universität Zürich hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt - und 200 Angestellte getestet. Die Ergebnisse sind für die Kunden ernüchternd.
Tricksen, lügen, manipulieren – in der Bankenbranche scheint das die Verhaltensnorm zu sein. Zu diesem Befund kommen jedenfalls Wissenschaftler der Universität Zürich, die in einem Experiment die Ehrlichkeit von Bankangestellten auf die Probe gestellt haben. Die Ergebnisse ihres Tests, die Vorurteile gegen die Finanzbranche zu bestätigen scheinen, hat das renommierte Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht.
Aber wie lässt sich das Klischee vom skrupellosen Banker überprüfen? Die Forscher haben dafür eine Versuchsgruppe von insgesamt 200 Bankangestellten in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte wurde auf den Ehrlichkeitstest durch Fragen zu ihrem Beruf eingestimmt. Sie sollten etwa beantworten, was genau ihre Aufgabe in der Bank sei. Der anderen Hälfte wurde dagegen Fragen zum Privatleben gestellt – zum Beispiel wie viel Zeit sie vor dem Fernseher verbrächten. Anschließend sollten alle Teilnehmer zehnmal unbeobachtet eine Münze werfen und das Ergebnis online übermitteln. Ihnen wurde dabei vorab gesagt, dass sie, wenn zum Beispiel beim Münzwurf die Zahl oben liege, jedes Mal 20 Dollar bekämen. Wenn alle Teilnehmer die Ergebnisse des Glücksspiels vollkommen ehrlich übermittelt hätten, dann hätten sich die Ergebnisse – Kopf oder Zahl – ziemlich genau die Waage halten müssen. Für die Gruppe der Banker, die vorab zu privaten Dingen befragt worden war, lag das übermittelte Ergebnis der „erfolgreichen“ Münzwürfe bei 51,6 Prozent. Die Banker, denen vorab berufliche Fragen gestellt wurden, gaben dagegen in 58,2 Prozent der Fälle „erfolgreiche“ Münzwürfe an. Offensichtlich haben sie also öfter geflunkert als die anderen.
Ehrlichkeit steht in diesem Umfeld nicht hoch im Kurs
Die Forscher schließen aus dem Experiment, dass Banker in ihrem beruflichen Umfeld weniger aufrichtig sind als im Privatleben: „Wenn ihre Identität als Bankangestellte abgerufen wird, dann wird ein signifikanter Anteil unehrlich“, sagt Michel Maréchal, der den Test zusammen mit zwei Kollegen durchgeführt hat. Bei Angestellten in anderen Branchen gebe es eine solche Diskrepanz dagegen nicht. Banker seien demnach per se nicht weniger ehrlich als andere Menschen. Zu Lügnern würden sie erst, weil sie in einem Umfeld arbeiteten, in dem Ehrlichkeit nicht hoch im Kurs stehe.