Ehemalige Sal. Oppenheim-Kunden : Millionärin prangert die Deutsche Bank an
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Die frühere Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt - heute ist dort noch eine Filiale. Bild: REUTERS
Geschädigte Kunden von Sal. Oppenheim fühlen sich hingehalten. Nachdem die Privatbank von der Deutschen Bank übernommen wurde, verloren Anleger ihr Geld - und wurden zu Nachzahlungen aufgefordert. Nun kämpft eine Professorin für die Rechte der Geschädigten.
Unter den rund 200 Geschädigten der Privatbank Sal. Oppenheim regt sich Protest gegen die Deutsche Bank, die das Kölner Geldinstitut vor drei Jahren kurz vor dessen Pleite übernommen hat. „Die Deutsche Bank lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern“, sagt Sabine Rau. Die Professorin für Familienunternehmen an der WHU - Otto Beisheim School of Management gehört zur Gründerfamilie der Walter Rau Lebensmittelwerke GmbH in Hilter nahe dem Teutoburger Wald.
Sabine Rau zählt nicht zu jenen exponierten Wirtschaftsfiguren, die den offenen Kampf gegen Sal. Oppenheim aufgenommen haben - von der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz über den früheren Karstadt-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff bis zum Schuhhändler Heinz-Horst Deichmann, dem früheren VW-Chef Carl Hahn und dem Erben Wilhelm von Finck junior. Die Hochschullehrerin sieht sich vielmehr als Vertreterin der größten Gruppe von Gläubigern, die viel Geld mit den Immobilienfonds rund um den schillernden Vermögensverwalter und Immobilienunternehmer Josef Esch verloren haben. „Von denen halten fast alle den Mund, weil sie sich fürchterlich schämen“, sagt Rau. „Viele haben sogar nachgezahlt bis an die Schmerzgrenze.“
„Wir hätten das Desaster kommen sehen müssen“
Von ihren Brüdern ließ sich Rau einst ihren Anteil an dem Hersteller von Streichfetten („Deli Reform“-Margarine) auszahlen. „Mein Mann und ich wollten das Vermögen für die nächste Generation erhalten“, erklärt sie. Deshalb hätten sie einen zweistelligen Millionenbetrag der vermeintlich seriösen Privatbank anvertraut.
Die dreifache Mutter räumt ein, dass sie und ihr Mann im Nachhinein oft gedacht haben, sie hätten das Desaster kommen sehen müssen. So hätten die Raus vielleicht misstrauisch werden müssen, als die Bank im Jahr 2007 nach Luxemburg umzog. „Aber erst als Sal. Oppenheim dann drei Jahre später von der Deutschen Bank übernommen wurde, fielen wir aus allen Wolken.“ Das Geld war weg, und nun sollten die Geschädigten sogar einen hohen Betrag nachschießen, weil die Fondsverwalter ihre Objekte mit viel Fremdkapital finanziert hatten. „Wir haben uns blöd angestellt“, gibt sie zu.
Die Führungsriege der Bank um Sal. Oppenheim, die von Ende Februar an wegen des Verdachts der Untreue vor Gericht steht, habe eben immer einen seriösen Eindruck vermittelt, sagt Rau zur Erklärung. „Christopher Oppenheim hat uns damals Esch vorgestellt und gesagt: Wenn Sie Ihr Geld konservativ anlegen wollen, kommen Sie an Immobilien nicht vorbei.“ Um das angelegte Geld habe man sich angeblich nicht kümmern müssen; stattdessen seien die Kunden zu Golfturnieren eingeladen worden.
Enttäuscht und empört zeigt sich Rau über die Deutsche Bank. Öffentlich habe diese ihre Bereitschaft erklärt, mit den Geschädigten zu einem Kompromiss zu kommen. „Aber man hat das Gefühl, es mit zwei verschiedenen Personen zu tun zu haben.“ Seit zwei Jahren zögen sich die Verhandlungen hin. Wiederholt hätten dort die Ansprechpartner gewechselt; und im letzten Moment scheitere eine Lösung immer wieder daran, dass irgendein Gremium in der Zentrale noch nicht zugestimmt habe oder dass noch Dokumente nachgereicht werden sollten.
Rau will trotzdem nicht aufgeben, versichert sie: Wenn das Geldinstitut den Stecker ziehe, müsse sie eben notfalls in Privatinsolvenz gehen. „Wenn man mit seiner Familie darüber spricht und einen Freundeskreis hat, der nicht auf dem Portemonnaie aufgebaut ist, muss man nicht zu Kreuze kriechen.“
Korrektur: In der Bildunterschrift hieß es zuerst, das Bild zeige die Zentrale der Deutschen Bank. Tatsächlich ist es die ehemalige Zentrale, heute ist dort noch eine Filiale. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.