EADS-Plan : Auch Nordenham könnte verkauft werden
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Womöglich will er auch Nordenham loswerden: Louis Gallois Bild: AP
Beim Flugzeugbauer Airbus stehen mehr als die bisher genannten drei Werke zum Verkauf. Laut einer Aussage von Louis Gallois gegenüber einer Zeitung könnte Airbus auch das Werk im niedersächsischen Nordenham abgeben.
Beim Flugzeugbauer Airbus stehen mehr als die bisher genannten drei Werke zum Verkauf. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ist auch zur kompletten Abgabe jener drei Werke bereit, für die er eigentlich nur Partner sucht.
„Ich mache einen Unterschied zwischen Verkauf und Partnerschaft. Aber der Partner kann auch den Standort ganz übernehmen. (...) Warum nicht zu 100 Prozent“, sagte Airbus-Chef und EADS-Co-Chef Louis Gallois der „Süddeutschen Zeitung“. Damit könnte Airbus auch das Werk im niedersächsischen Nordenham abgeben.
Airbus brauche die Hilfe von Investoren, um Nordenham - wie das französische Meaulte und das britische Filton - von Metall auf Faserverbundwerkstoffe umzustellen. Mit ihnen wolle Airbus aber langfristig eng zusammenarbeiten, „weil sie wichtige und komplexe Flugzeugteile herstellen“, sagte Gallois. Eine reine Teileproduktion wie in Varel könne dagegen ganz ausgelagert werden. Neben Varel und Laupheim will Airbus auch ein Werk im französischen Saint-Nazaire verkaufen. Airbus betreibt 16 Werke.
„Wir machen keine Standorte platt“
Der zweite EADS-Chef Tom Enders versuchte in der Zeitschrift „Focus“, die Befürchtungen der betroffenen Mitarbeiter zu zerstreuen. Eine Schließung von Werken sei nicht geplant. „Wir machen keine Standorte platt, wir entlassen niemanden, wir steuern nur um.“ Für die Fabriken könne der Verkauf auch eine Chance sein: „Sie können dann auch für andere Auftraggeber arbeiten, etwa für Boeing. Es muss in diesen Werken niemand Angst haben.“
Gallois sagte, Airbus habe mit zwei Partnern informell über die Übernahme von Werken gesprochen. Er deutete an, dass die italienische Alenia ein Produktionspartner sein könnte.“Warum nicht? Wir haben sehr gute Beziehungen zu Alenia.“ Der Luft- und Raumfahrt-Beauftragte der Bundesregierung, Peter Hintze, bevorzugt indes deutsche Käufer: „Es wäre schön, wenn Airbus Partner finden könnte, die in Deutschland im Bereich der Flugzeugausrüstung arbeiten. So würde wichtige Technologie in Deutschland bleiben“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Die Bremer OHB Technology hat Interesse signalisiert, während der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl sich reserviert zeigt und auf ein Angebot von Airbus warten will.
Abschaffung der Doppelspitze
Airbus hatte am Mittwoch ein milliardenschweres Programm zum grundlegenden Umbau des Flugzeugherstellers vorgestellt, im Zuge dessen 10.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Die Produktion der Flugzeuge soll neu organisiert werden. Der Einigung war ein Gerangel unter den Anteilseignern aus Deutschland und Frankreich vorausgegangen. Gallois sagte, an dem zunächst abgelehnten Plan habe sich nur geändert, dass die Flügel auch künftig in Bremen produziert würden und der Standort dadurch erhalten bleibe.
In Frankreich und Deutschland setzen sich die Arbeitnehmer gegen die Streichungspläne zur Wehr. Französische Gewerkschaften planen für Dienstag einen Ausstand. Ein europaweiter Aktionstag soll in zwei Wochen stattfinden. Co-Chef Enders warnte vor einem Streik: Bei vollen Auftragsbüchern und festen Lieferterminen dürfe es keine Produktionsausfälle geben, sagte er. „Wir sind in diesem Punkt hochverwundbar.“ Längere Streiks würden Airbus empfindlich treffen und weiter zurückwerfen.
Gallois und Enders sprachen sich für die Abschaffung der mit je einem Franzosen und einem Deutschen besetzten Doppelspitze im Verwaltungsrat und im Management der EADS aus. Gallois sagte, die Struktur verlangsame die Entscheidungsprozesse. Er hoffe, dass das Problem gelöst werde, bevor er in den Ruhestand gehe, sagte der 63-Jährige. Enders räumte ein: „Sowohl Louis Gallois als auch ich wäre jeweils lieber der alleinige Chef im Ring.“ Auf einen Zeitpunkt, zu dem diese Struktur geändert werden könnte,
legte er sich nicht fest. Sein Vertrauen in Gallois sei durch die Auseinandersetzung um das Sparprogramm jedenfalls nicht zerrüttet.