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F.A.Z. exklusiv : Die deutsche Industrie flirtet mit Asien

  • -Aktualisiert am

Dieter Kempf Bild: EPA

Amerika ist nicht alles für die deutsche Industrie, sagt ihr oberster Lobbyist im Gespräch mit der F.A.Z. Auch mit Blick auf den Brexit plädiert Dieter Kempf für Selbstbewusstsein.

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          Angesichts der protektionistischen Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump rät BDI-Präsident Dieter Kempf der deutschen Industrie zum Blick nach Asien. „Die deutsche Industrie hat Alternativen“, sagte er im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Als Beispiele nannte er Japan, China und Indien. „Spätestens seit dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar wissen wir, dass sich China auf den Weg gemacht hat, eines der Zentren des Welthandels werden zu wollen“, sagte Kempf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z./Montagsausgabe).

          Allerdings vermisse er in China „den gleichberechtigten Marktzugang“, etwa bei Unternehmensbeteiligungen oder dem Schutz geistigen Eigentums. Eine Grenzausgleichsteuer, wie Trump sie erwägt, würde nach Kempfs Meinung vor allem deutsche Mittelständler treffen. Große Unternehmen könnten ihre Wertschöpfung in Amerika erhöhen. „Doch der Mittelstand würde sich sehr schwer damit tun, plötzlich Produktion in Amerika aufzubauen.“

          „Niemand wird sich gegen Steuersenkungen wehren“

          Auch mit Blick auf den Brexit plädierte Kempf für Selbstbewusstsein. „Durch Abschottung stellen sich beide Seiten schlechter“, sagte er zwar. Die britischen Unternehmen aber würden stärker betroffen sein. „Die Briten exportieren 44 Prozent in die EU, Deutschland nicht einmal 8 Prozent auf die Insel.“ Deutschland könne gelassener sein, „weil wir eine ausgeglichenere Wirtschaftsstruktur und eine starke Industrie haben“.

          Dennoch müsse Deutschland als Standort attraktiver werden. „Solange Parteien über die Wiedereinführung der Vermögensteuer fabulieren oder über die nächste Reform der Erbschaftsteuer, wird das unser Land schwächen.“ Kempf forderte mehr Investitionen in Straßen, Breitbandnetze und Bildung. „Was zählt, ist eine bessere Bildung zu haben, nicht eine kostenlose“, sagte er mit Blick auf das Versprechen von SPD-Chef Martin Schulz, die Kita-Gebühren abzuschaffen. „Ich halte es für falsch, wenn der Kern eines Wahlkampfes Verteilungsüberlegungen sind.“

          Mit Blick auf die aktuelle Einkommensteuerdebatten sagte er: „Niemand wird sich gegen Steuersenkungen wehren. Besser wäre, Haushaltsüberschüsse zu dritteln: ein Drittel für steuerliche Strukturreformen, ein Drittel für Bildung, ein Drittel für Investitionen und bessere Investitionsanreize. Soziale Geschenke dagegen wird die Regierung nie wieder los.“

          Das ganze Interview lesen Sie ab 20 Uhr auf F.A.Z. Plus oder im E-Paper.

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