„ Die Leute kaufen viel zu viel Insektengift“
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Hans-Dietrich Reckhaus auf dem als Insektenparadies bepflanzten Flachdach seiner Fabrik in Bielefeld Bild: Patrick Slesiona
Der Chemiefabrikant Hans-Dietrich Reckhaus verdient sein Geld mit Insektiziden. Vor zehn Jahren hat er sich trotzdem dem Fliegenretten verschrieben.
Ostwestfalen ist reich an tüchtigen Unternehmern. Auf die Kinoleinwand schafft es kaum einer von ihnen, schon gar nicht als Hauptdarsteller. Hans-Dietrich Reckhaus ist da eine Ausnahme. Bei ihm soll es im Herbst so weit sein. Die Dreharbeiten sind abgeschlossen, begonnen haben sie schon vor zehn Jahren. „Fliegen lernen“ soll der Film über die unvermutete Wende heißen, die das Leben des Mittelständlers aus Bielefeld damals genommen hat. Vorher war er ein mittelständischer Chemiefabrikant wie viele andere. 1995 hatte Reckhaus seinen Vater an der Spitze des von diesem gegründeten Unternehmens abgelöst. Die Geschäftsidee blieb zunächst dieselbe: Insektengift. Bis der Fabrikant zwei Schweizer Künstler kennenlernte und sie fragte, welche frischen Marketingideen sie sich für ihn und seine Firma vorstellen könnten.
Da sagen ihm die Künstler, zwei Brüder, frei heraus, dass sie seine giftigen Produkte rundweg ablehnen. Und dass es für einen aufgeweckten Unternehmer wie ihn doch viel eher darum gehen müsse, Tiere zu retten, anstatt sie zu töten, auch wenn es Ameisen, Motten oder Mücken sind, die nicht jeder in der eigenen Wohnung haben mag. Reckhaus lässt sich darauf ein. Seither macht er mit einem Einfall nach dem anderen von sich reden, mal schrullig, mal genial, und wird damit weit über die eigene Branche hinaus bekannt; die beiden Künstler lassen dabei immer mal wieder die Kamera mitlaufen, auch wenn es anfangs nicht ausgemacht ist, dass daraus eines Tages eine Dokumentation in Spielfilmlänge werden könnte.
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