https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/die-fleischproduktion-in-deutschland-hat-zugenommen-13423223.html

Schlachthöfe : Deutschland produziert mehr Fleisch

  • -Aktualisiert am

Eine Geflügelmast in Bayern. Bild: dpa

In Deutschland gibt es immer mehr Veganer? Davon merken die Schlachthöfe nichts. Ihre Produktion steigt und steigt.

          2 Min.

          Der Onlinehändler Amazon listet auf die Suchabfrage „vegan“ allein für die vergangenen 30 Tage insgesamt 62 Buch-Neuerscheinungen auf. Vegane Ernährung, die ohne Fleisch, Milch und Ei auskommt, ist sehr beliebt. Ungeachtet dieses Trends und der verbreiteten Kritik an Massentierhaltung hat die Fleischerzeugung in Deutschland im vergangenen Jahr wieder einmal einen Höchststand erreicht.

          Es wurden insgesamt mehr Hühner, Schweine und Rinder geschlachtet als je in einem Jahr zuvor. Laut Meldung des Statistischen Bundesamts verließen rund 8,2 Millionen Tonnen Fleisch die gewerblichen Schlachthäuser, was gut 100.000 Tonnen oder 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr waren. Den größten Anteil hatte die Produktionssteigerung von Hühnerfleisch. Sie betrug auf das Gewicht bezogen 6,7 Prozent (971.000 Tonnen, im Vergleich zu 910.000 Tonnen im Vorjahr).

          Hühner wachsen schnell und benötigen pro Kilogramm Gewichtszunahme viel weniger Futter als Schweine oder Rinder. Weltweit wird der Hühnerfleischproduktion vor allem aus diesem Grund das größte Wachstum vorhergesagt - und auch, weil Angehörige aller Religionen es, anders als das Fleisch von Schweinen oder Rindern, verzehren dürfen.

          Bild: F.A.Z.

          Doch die Produktionsbedingungen in der Geflügelhaltung sind in besonderem Maß Gegenstand der Kritik von Tierschützern, etwa vom Deutschen Tierschutzbund oder der inhaltlich den Grünen nahestehenden Albert-Schweitzer-Stiftung. Die Kritik betrifft schnell wachsende Rassen, die schnell krank werden. Außerdem würden zu viele Tiere auf einmal in den Ställen gehalten, was artgerechtes Leben unmöglich machte.

          Gegenstand von Auseinandersetzungen war vor einigen Tagen auch das Zerschreddern von Küken für die kostengünstige Ei-Erzeugung; diese darf weiterhin praktiziert werden. Das Land Nordrhein-Westfalen darf Betrieben diese Praxis nicht mehr verbieten, das ergab eine Klage der Brütereien.

          Biofleisch rückläufig

          Eine Unterscheidung von konventionell und biologisch erzeugtem Fleisch macht die neue Statistik des Bundesamtes nicht. Aber erst am Vortag hatte der Ökoagrarverband bekanntgegeben, dass Fleisch- und Wurstwaren aus ökologischer Erzeugung 2014 sogar in Absatz und Umsatz rückläufig gewesen seien. Das deutet darauf hin, dass unter der Bio-Kundenklientel ein Hang zum Fleischverzicht besteht, während kaum Kunden von konventionellem auf Biofleisch umsteigen. Biofleisch hat einen verschwindend geringen Marktanteil von rund 2 Prozent.

          Insgesamt wurden 2014 laut dem Statistikamt rund 729 Millionen Stück Geflügel geschlachtet (plus 3,8 Prozent), 59 Millionen Schweine (plus 0,2 Prozent), 3,5 Millionen Rinder (plus 1,9 Prozent). Auskunft darüber, wer das Fleisch aß, gibt diese Statistik nicht. Da das Statistische Bundesamt in den Vorjahren einen leicht sinkenden Fleischverzehr der Deutschen gemeldet hatte, scheint eine weitere Erhöhung des Exports eine plausible Erklärung. Das wäre - trotz der weiterhin relativ hohen Weltfleischpreise - eine Überraschung, weil durch die Handelssanktionen mit Russland der wichtigste Drittmarkt wegbrach. Fleischkonzerne wie Westfleisch, Vion und Danish Crown oder Schlachter wie Tönnies gaben sich zuversichtlich, den Markt durch höhere Exporte nach Fernost oder Südamerika ersetzen zu können.

          Boom der Fleischindustrie : Deutschland ist zweitgrößter Schweinefleischexporteur

          Genaue Ausfuhrdaten für das gesamte Jahr 2014 gibt es noch nicht. In den vorherigen Jahren waren die Fleischausfuhren tendenziell angestiegen, 2013 noch leicht. Der Exportwert machte in jenem Jahr laut Bundesagrarministerium 9 Milliarden Euro aus, bei Einfuhren für 6 Milliarden Euro. Ein Großteil ging in die Nachbarländer (EU: 83,7 Prozent). Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland ging 2013 und 2014 zurück, liegt aber mit 88,2 Kilogramm pro Kopf und Jahr nach Berechnungen des Bauernverbands leicht über dem EU-Durchschnitt. Während 2014 der Verzehr von Schweinefleisch (38,3 Kilogramm) weiter abnahm, blieb der von Rindfleisch (8,9 Kilo) laut dem Branchendienst AMI konstant, wie auch der von Geflügelfleisch bei 11,6 Kilo. Rückläufig waren laut dem Statistischen Bundesamt die Schlachtungen von Schafen, Ziegen, Pferden und Ochsen.

          Weitere Themen

          Hört auf mit der Ökomoral!

          Klimakrise : Hört auf mit der Ökomoral!

          Wie sollen wir je zur Nachhaltigkeit kommen? Ökos dringen auf Verbote, Marktfans verstehen die Grenzen des Planeten nicht. Scheinbar unvereinbare Gegensätze blockieren den Klimaschutz. Höchste Zeit für eine ökoliberale Synthese.

          Topmeldungen

          Was muss geschehen, damit die Welt auch in Zukunft noch so idyllisch ist?

          Klimakrise : Hört auf mit der Ökomoral!

          Wie sollen wir je zur Nachhaltigkeit kommen? Ökos dringen auf Verbote, Marktfans verstehen die Grenzen des Planeten nicht. Scheinbar unvereinbare Gegensätze blockieren den Klimaschutz. Höchste Zeit für eine ökoliberale Synthese.
          Putin prostet dem chinesischen Präsidenten Xi während seines Besuches im Kreml zu.

          Ukrainekrieg : Putin ist nur scheinbar isoliert

          In vielen Ländern verdrehen die politischen Eliten die Augen, wenn der Westen von der Verteidigung der „wertebasierten Weltordnung“ spricht. Moskau nutzt das schon seit langem geschickt aus.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.