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Jochen Schweizer : Der größte Fehler seines Lebens

Jochen Schweizer in Taufkirchen Bild: Simon Koy

Der einstige Extremsportler Jochen Schweizer hat sein gleichnamiges Unternehmen für Eventgutscheine an ProSiebenSat.1 verkauft. Heute bereut er das mehr denn je.

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          Die Jochen-Schweizer-Arena in Taufkirchen vor den Toren Münchens ist ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Ihr Gründer nennt sie scherzhaft „mein Homeoffice“. Gern lädt der 66 Jahre alte Jochen Schweizer Besucher zu einem Rundgang ein, führt sie zuerst in eine tropisch warme Halle mit großem Wasserbecken, in dem sich Surfer auf einer künstlichen Standwelle vergnügen. Dann geht es weiter zu einem vertikalen Windkanal. Hier lassen sich Abenteuerlustige von einer großen Turbine im Boden in schwindelerregende Höhen blasen und erleben so das Äquivalent eines Fallschirmsprungs. Von außen können sie die Fassade des Windkanalturms senkrecht an einem Seil herunterlaufen. Es gibt einen Klettergarten, eine Videospielhölle und ein italienisches Restaurant.

          Bodyflying für 69,90 Euro

          Henning Peitsmeier
          Wirtschaftskorrespondent in München.

          All die Erlebnisse verpackt Jochen Schweizer in Präsentboxen und verkauft sie über sein Internetportal: 45 Minuten Indoor-Surfen für 99,90 Euro, zwei Minuten Bodyflying unter Anleitung eines Fluglehrers für 69,90 Euro. Die Arena hat Jochen Schweizer erst 2017 eröffnet. Aber das Gutscheingeschäft hat er schon 2001 begonnen. Millionen Deutsche haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon mal einen Gleitschirmflug, eine Ballonfahrt oder ein Candlelight-Dinner bei Jochen Schweizer gebucht. Mit einem solchen Erfolg, sagt er, habe er zum Marktstart nie gerechnet. „Es war die Erfindung einer Warengruppe, die es vorher nicht gab. Dabei war es für mich damals zuerst nur Marketing.“ Und wenn Schweizer, der ehemalige Stuntman und Kanufahrer, über seine Selfmadestory plaudert, ist die Koketterie in der Erzählung unüberhörbar: Gar nicht so übel für einen ehemaligen Waldorfschüler!

          Vor sechs Jahren verkaufte Schweizer sein Erlebnisgeschenkeportal für 108 Millionen Euro an den Medienkonzern ProSiebenSat.1 . Nun bereut er diesen Schritt mehr denn je. „Der größte Fehler meines Lebens war es, dieses blühende Unternehmen zu veräußern“, sagt Schweizer, „und ich frage mich heute: Welcher Teufel hat mich da nur geritten?“

          Es ist nicht so, als müsse sich ein Draufgänger wie Schweizer langweilen. In all den Jahren seines Lebens jagte er immer dem nächsten Nervenkitzel nach und verstand es dabei, aus seinem Lifestyle auch noch ein Geschäft zu machen. In der Jochen-Schweizer-Arena mit ihren 120 Mitarbeitern, die während der Corona-Pandemie neun Monate im Lockdown war, liefen die Geschäfte jetzt wieder gut, sagt er. Immerhin 700.000 Besucher kamen im vorigen Jahr, in diesem Jahr sollen es noch mehr werden. Schweizer hofft auf einen Jahresumsatz von 12,5 Millionen Euro. Dazu will er das Eventgeschäft mit Unternehmen ankurbeln. Im Nebenberuf ist der drahtige Manager, einst Jurymitglied in der Vox-Gründershow „Höhle der Löwen“, auch noch als Motivationsredner unterwegs und schreibt Bücher („Der perfekte Augenblick“, „Die Begegnung“). Das sollte für einen ausgefüllten Arbeitsalltag reichen.

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