Afrika-Verein braucht neuen Vorsitzenden
- Aktualisiert am
Stefan Liebing, der die feministische Entwicklungspolitik von Svenja Schulze kritisch beurteilt, will nicht noch einmal antreten. Der Afrika-Verein steht für Aufbau durch Handel.
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen. Stefan Liebing, der den Verband seit gut elf Jahren führt, hat am Freitag seine Kollegen informiert, dass er nicht noch einmal antreten wird. Der genaue Zeitpunkt seines Ausscheidens steht noch nicht fest, dürfte aber in diesem Frühjahr sein. Ursprünglich hatte sich der eloquente Verbandsvertreter vorgenommen, höchstens zehn Jahre das zeitintensive Ehrenamt zu übernehmen. In der Corona-Krise war es allerdings schwierig, die Nachfolge zu organisieren, sodass er dann doch weitermachte. Liebing, der sein Geld als Inhaber und Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Conjuncta GmbH verdient, die Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte unterstützt, glaubt nach wie vor an die in Afrika liegenden Chancen, auch wenn diese nicht immer leicht zu heben sind. Von der deutschen Politik hätte er sich mehr Unterstützung für jene gewünscht, die den riskanten Weg gen Süden erwägen. Gemeinsam mit dem Ökonom Andreas Freytag hat er vor wenigen Tagen in einem Gastbeitrag für diese Zeitung die Afrika-Strategie von Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) analysiert.
Investitionen und Außenhandel spielten eine untergeordnete Rolle, stattdessen gehe es um den Export europäischer Wertemodelle, allerdings ohne die kulturellen Hintergründe vor Ort zu kennen, was scheitern müsse, urteilten sie. Sie versteckten ihre Enttäuschung, indem sie sich in die Adressaten der Hilfe hineinversetzten und formulierten: „Dass man in Afrika angesichts von Arbeitslosigkeit, Inflation und Dürrekrisen darauf gewartet hat, dass Deutschland das Zeitalter der ,feministischen Entwicklungspolitik‘ ausruft, kann bezweifelt werden.“ Der Afrika-Verein steht für Aufbau durch Handel. Er wird in Deutschland noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen, wenn er etwas in seinem Sinne bewegen will. Nach Ansicht von Liebing ist es gut, wenn dabei neue Köpfe und frische Ideen zum Zug kommen. Das heißt nicht, dass er sich von Afrika abwenden wird. Als Investor und Projektentwickler will er sich dort weiterhin engagieren. Als Honorarprofessor am Afrika-Zentrum der Hochschule Flensburg wird er sich wie bisher für eine Neuorientierung in der deutschen Entwicklungspolitik einsetzen.
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