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Deliveroo gegen Foodora : Straßenkampf ums Essen

Freie Fahrt für frisches Essen: Ein Deliveroo-Kurier in London Bild: AFP

Essen ausfahren für Restaurants, die selbst nicht liefern wollen. Das Geschäft von Deliveroo und Foodora klingt simpel. Doch der Konkurrenzkampf ist hart und ziemlich teuer. Den Kunden freut’s.

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          Der eine trägt Pink, der andere Türkis. Carsten Alig und Christian Kuschel sind kaum zu übersehen, wenn sie im Dienst sind. Im Dienst, das heißt: unterwegs mit dem Rad auf Frankfurts Straßen. Auf dem Rücken eine Thermobox, gefüllt mit deftigem Burger, pikantem Thai-Curry oder einer Familienportion Sushi. Auf Kuschels pinkfarbener Box prangt eine weiße Servierhaube, das Logo des Unternehmens Foodora. Alig dagegen fährt auf türkisfarbenem Grund ein Känguru spazieren, das Wappentier des Konkurrenten Deliveroo.

          Benjamin Fischer
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Die beiden Start-ups - Deliveroo wurde 2013 in London gegründet und kam zwei Jahre später nach Deutschland, Foodora startete 2014 unter dem Namen „Volo“ in München - verfolgen dieselbe Geschäftsidee: Sie liefern für Restaurants, die selbst keine Fahrer beschäftigen wollen, Mahlzeiten aus. Nicht für die Dönerbude von nebenan, sondern für teurere, hippe Läden. Foodora und Deliveroo stellen die Fahrer und übernehmen auch gleich die gesamte Logistik hinter der Bestellung. Alles läuft per App: Der Kunde ordert, das Restaurant und ein Fahrer kriegen eine Benachrichtigung, bezahlt wird nicht bar, sondern per Paypal oder mit der Kreditkarte.

          Die Idee hat sich schnell ausgebreitet. Deliveroo meldet in Deutschland ein Bestell-Wachstum von 20 Prozent im Monat, auch Foodora gibt an, rasant zu wachsen. Schon jetzt liefern sich die beiden Pioniere einen knallharten Konkurrenzkampf. Ganze Straßenzüge werden zugekleistert, U-Bahn-Stationen in Pink und Türkis tapeziert, die sozialen Medien mit Anzeigen geflutet.

          Schwarze Zahlen? Erst in vielen Jahren

          Nicht mehr lange, dann dürften weitere Wettbewerber auf den Markt drängen: Der Anbieter Lieferando, eigentlich nur eine Plattform für Restaurants mit eigenem Lieferdienst, baut seine eigene Lieferflotte auf. Und der Taxi-Schreck Uber will den in Amerika etablierten Dienst „Ubereats“ nach Deutschland bringen.

          Es ist eine Wette darauf, dass sich das Geschäftsmodell auf Dauer als rentabel erweisen wird. Bisher ist davon noch nichts zu sehen. Denn am Anfang stehen erst einmal Kosten: für die Büros in jeder Stadt, für die Ausrüstung, für die Fahrer, die App und die Tabletcomputer in den Partnerrestaurants. Deliveroo machte 2015 einen Verlust von etwa 21 Millionen Euro. Foodora mauert, was konkrete Zahlen angeht. Der Chef der Muttergesellschaft Delivery Hero, an der die Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet beteiligt ist, räumte allerdings schon einmal ein, er rechne erst in vielen Jahren mit schwarzen Zahlen bei Foodora.

          Geld in die Kassen fließt durch die Liefergebühr und eine Provision je Bestellung. Beide Anbieter nehmen hier je nach Vertrag 30 bis 35 Prozent vom Bestellwert - das ist ziemlich genau die Marge, mit der die meisten Restaurants kalkulieren. An der Provision lässt sich also kaum schrauben, sonst drohen Gastronomen abzuspringen. Damit sich die Angelegenheit für sie lohnt, bieten sie ihre Gerichte über die Bringdienste ohnehin oft etwas teurer an als im eigenen Lokal.

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