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Gästehaus statt Covidimpfstoff : Curevac verliert Technologiechefin

Curevac-Zentrale in Tübingen Bild: dpa

Nach 16 Jahren bei Curevac geht die Technologiechefin zurück nach Polen. Dort will sie ein katholisches Gästehaus aufbauen und sich mehr um die Familie kümmern.

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          Vor einem Jahr wurde sie auf einer Stufe mit Özlem Türeci, Miteigentümerin und Medizin-Vorstand von Biontech, gehandelt. Während Türeci nun Milliardärin und weltbekannt ist, tritt Mariola Fotin-Mleczek den Rückzug an. Curevacs Technologie-Vorstand wird das Unternehmen nach fast 16 Jahren zum 31. Januar verlassen, teilte der mRNA-Pionier in Tübingen mit, bedankte sich für die langjährige Arbeit und betonte ihren Beitrag in der mRNA-Entwicklung. Künftig werde Chefwissenschaftler Igor Splawski die mRNA-Entwicklung leiten.

          Gustav Theile
          Wirtschaftskorrespondent in Stuttgart.

          „Die Gründe sind persönlicher Natur“, sagte Mariola Fotin-Mleczek der F.A.Z. Ihre Familie sei in Polen, sie habe 33 Jahre in Deutschland gelebt. Die Polin hat in den neunziger Jahren in Stuttgart Biologie studiert und danach promoviert. „Ich habe meine Eltern wenig gesehen. Letzten Mai ist mein Vater verstorben. Das war ein Zeichen, sich mehr um die Familie zu kümmern.“

          Sie will nahe Krakau ein Gästehaus für eine katholische Familienbewegung aufbauen. „Dort sollen Familien über ihren Glauben reden können.“ Sie komme selbst aus dieser Bewegung, die in Polen sehr etabliert sei. Der Schritt habe nichts mit der Situation bei Curevac zu tun. Die Pläne seien schon länger gereift und nun sei ein guter Zeitpunkt.

          Curevac galt neben Biontech als zweite deutsche Corona-Impfstoffhoffnung, doch der erste Impfstoff ist wegen geringer Wirksamkeit durchgefallen. Für das Tübinger Unternehmen, an dem der deutsche Staat über die KfW beteiligt ist, ist der Abgang der nächste Rückschlag. Mit dem Pharmariesen GSK arbeitet Curevac zwar an einem Impfstoff der zweiten Generation. Der wäre jedoch wohl erst 2023 fertig. Auf die Kooperation wirke sich der Abgang nicht aus, teilte GSK mit.

          Vergangene Woche gab der langjährige Investor Dietmar Hopp mit seiner Beteiligungsgesellschaft Dievini bekannt, sein Biotech-Erbe neu zu sortieren. Die Kosten würden durch den Verkauf von Curevac-Anteilen finanziert. Nach Darstellung Curevacs war der Schritt technischer Natur. Das in New York notierte Unternehmen ist derzeit gut 4 Milliarden Euro wert, weniger als ein Viertel des Wertes von April 2021.

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