Vorsorge für nächste Pandemie : Bund vergibt Aufträge an Impfstoff-Hersteller
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Das Logo des Biotech Unternehmens Curevac steht vor dem Eingang der Firmenzentrale in Tübingen. Bild: dpa
Nach Corona ist vor der nächsten Pandemie: In Erwartung dessen hat die Bundesregierung Verträge mit Biontech, Curevac und Wacker Chemie abgeschlossen. Sie sollen im Fall des Falles schnell Impfstoff produzieren können.
Covid-19 ist nach Einschätzung von Fachleuten nicht die letzte Pandemie, mit der die Menschheit künftig zu kämpfen hat. Die Bundesregierung will darauf besser vorbereitet sein – und hat deshalb Vorsorgeverträge mit Impfstoffherstellern abgeschlossen. Sie sollen sicherstellen, dass im Fall des Falles Vakzine in großen Mengen schnell zur Verfügung stehen. Die Firmen Biontech, Curevac und Wacker Chemie haben gerade entsprechende Bereitschaftsaufträge erhalten.
Biontech veröffentlichte am vergangenen Freitag eine Vereinbarung, wonach die Mainzer für die Herstellung von mindestens 80 Millionen mRNA-basierten Impfstoffdosen je Jahr Produktionskapazitäten vorhalten – für zunächst fünf Jahre. Es weise immer mehr darauf hin, dass virale Pandemien noch über Jahre hinweg eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit darstellten, sagte Vorstandsmitglied Sean Marett. Mit dem Rahmenvertrag adressiere man potentielle Gefährdungen für die öffentliche Gesundheit bis 2027.
Am Montag gaben der Tübinger Impfstoffentwickler Curevac und sein britischer Partner Glaxo-Smith-Kline (GSK) bekannt, mit der Bundesregierung einen Vertrag über die Lieferung von mRNA-Vakzinen im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung zur Pandemievorsorge geschlossen zu haben. Im Anschluss an eine maximal zweijährige Qualifizierungsphase gewähre das Abkommen dem Bund bis 2029 Zugang zu Curevacs Produktionskapazität. Damit könnten 80 Millionen Dosen mRNA-basierter Impfstoffe während der aktuellen Pandemie oder bei künftigen Ausbrüchen von Infektionskrankheiten schnell zur Verfügung gestellt werden. „Durch die ständige Bereithaltung dieser Produktionskapazität soll das Risiko potenzieller Lieferengpässe in einer Pandemiesituation vermindert werden“, hieß es.
Wacker investiert kräftig
Curevac hatte Ende März eine klinische Studie seines neuen Impfstoffkandidaten gegen Corona begonnen. Nach dem Rückzieher des ersten Kandidaten CVnCoV aus dem Zulassungsverfahren wegen relativ geringer Wirksamkeit hatte das Biotech-Unternehmen mit seinem Partner GSK die Entwicklung eines neuen Impfstoffs begonnen. Vorstandschef Franz-Werner Haas sagte, angesichts des unvorhersehbaren und variantengesteuerten Verlaufs der Covid-Pandemie sei man „fest entschlossen, die öffentliche Gesundheit zu schützen“.
Das Münchner Unternehmen Wacker Chemie zählt gemeinsam mit Partner Corden Pharma ebenfalls zu den auserwählten Unternehmen der Bundesregierung. Der im M-Dax notierte Chemiekonzern und der Arzneimittelzulieferer haben sich in einem Bieterkonsortium gemeinsam beworben. Nun haben sie den Zuschlag erhalten, von 2024 an bei Bedarf 80 Millionen Impfdosen jährlich zur Verfügung zu stellen. Zudem bestehe die Option, das Volumen auf 100 Millionen Dosen jährlich zu erhöhen. Wie im Falle Curevacs zahlt der Bund an Wacker für die ständige Bereitstellung von Produktionskapazitäten eine jährliche Bereitschaftsgebühr. Deren Höhe wurde nicht beziffert.
Wacker investiert unterdessen kräftig: „Wir bauen den Standort Halle in ein Kompetenzzentrum für die mRNA-Produktion aus. Wir schaffen Kapazitäten für die Pandemiebereitschaft, aber auch darüber hinaus“, sagte Susanne Leonhartsberger, die für Wackers Biopharma-Geschäft zuständig ist. Demnach soll die Produktion auf insgesamt vier Linien erweitert werden. Wacker betreibt schon seit 2014 einen Biotech-Standort in Halle. Es sollen in den kommenden Jahren mehr als 80 Millionen Euro im Jahr investiert werden. Der Auftrag passt in die mittelfristige Strategie, das Biotech-Geschäft zu verstärken.