Hoch gepokert
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Pipettieren vor dem Sturm: Ein Curevac-Mitarbeiter im Februar 2020 Bild: dpa
„Wir verkaufen unser Tafelsilber nicht“ – so rechtfertigte Peter Altmaier vor zwei Jahren den Curevac-Einstieg. Wer das Thema heute in Berlin anspricht, erntet betretenes Schweigen. Und die Perspektiven für Curevac sind nicht rosig.
Es sollte Peter Altmaiers großer Coup werden: Am 15. Juni 2020 gab der damalige Bundeswirtschaftsminister bekannt, dass sich der Bund am Tübinger Impfstoffhersteller Curevac beteiligt. Zuvor hatten in Berlin Gerüchte Unruhe ausgelöst, der amerikanische Präsident – zu dem Zeitpunkt noch Donald Trump – umwerbe das deutsche Unternehmen. „Wir verkaufen unser Tafelsilber nicht“: Mit diesen Worten erklärte der CDU-Politiker der überraschten Öffentlichkeit damals den Einstieg des Bundes. Curevac sei ein „vielversprechendes Unternehmen“, die Beteiligung „industriepolitisch von hoher Bedeutung“. 300 Millionen Euro zahlte die Staatsbank KfW für 23 Prozent der Anteile.
Wenn heute im Regierungsviertel der Name Curevac fällt, ist die Reaktion meist betretenes Schweigen. Der Corona-Impfstoff der Tübinger erwies sich mit einer Wirksamkeit von weniger als 50 Prozent als Flop, statt Curevac wurde das Mainzer Unternehmen Biontech zum Star aus Deutschland, dessen Vakzin millionenfach zum Einsatz kam. Zwar hat der Bund im März mit Curevac einen sogenannten Pandemiebereitschaftsvertrag abgeschlossen, damit im Fall neuer Erreger genug Impfstoff produziert werden kann. Doch das hat er auch mit vier weiteren Unternehmen getan, an denen der Staat nicht beteiligt ist. Curevac ist im Portfolio des Bundes ein Solitär, neben historisch begründeten Beteiligungen wie der an der Deutschen Telekom und den krisenbedingten Staatseinstiegen bei der Commerzbank und der Deutschen Lufthansa.
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