Corona-Pandemie : Arbeitnehmer loben Arbeitgeber
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Leeres Büro: Heimarbeiter zeigen sich in der Corona-Krise überwiegend zufrieden mit dem Arbeitgeber. Bild: Lucas Bäuml
Die Krise belastet viele Beschäftigte stark. Aber wen machen sie dafür verantwortlich? Ihre Unternehmen jedenfalls nicht, zeigt eine Studie.
Die Corona-Krise trifft Arbeitnehmer in vielfältiger Weise: Etwa 600.000 Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz verloren. Sechs Millionen waren zeitweilig in Kurzarbeit, mehr als zwei Millionen sind es noch. Und zugleich brachten geschlossene Schulen selbst jene Eltern in Schwierigkeiten, für die es beruflich besser lief. Umso interessanter sind neue Ergebnisse einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung: Eine ganz große Mehrheit von mehr als drei Vierteln der Arbeitnehmer bewertet das Verhalten ihrer Arbeitgeber in der Krise demnach positiv. Und das gilt sogar für diejenigen, die dabei finanzielle Einbußen erlitten haben.
Dass Berufstätige angesichts der Belastung „nach Schuldigen suchen, wäre nachvollziehbar“, fasst die Stiftung das Bild zusammen. „Überraschend ist aber, dass nicht die Arbeitgeber als Sündenbock herhalten müssen.“ Offenkundig hätten „die Unternehmen beim Management der Pandemie mitarbeiterorientiert gedacht und gehandelt“. Die Analyse stützt sich auf eine Repräsentativbefragung von Beschäftigten, die im November stattfand.
Insgesamt zeigten sich 86 Prozent der Befragten damit zufrieden, wie sich ihr Arbeitgeber in der Pandemie gegenüber den Beschäftigten verhielt. Unter denen, die finanzielle Einbußen erlitten, fiel die Zustimmung zwar geringer aus. Doch sogar sie zeigten sich zu 77 Prozent mit dem Verhalten ihres Arbeitgebers zufrieden. Besonders positiv äußerten sich Beschäftigte mit (Normal-)Einkommen von mehr als 3500 Euro im Monat. Sie waren zu 93 Prozent zufrieden. Aber auch unter Geringverdienern mit weniger als 1500 Euro im Monat urteilten 78 Prozent positiv über das Verhalten ihres Arbeitgebers.
„Das Potential von Homeoffice wird nicht ausgenutzt“
Dieses günstige Bild spiegelt sich nach Einschätzung der Forscher Detlef Hollmann und Christian Schilcher in den Angaben zum Infektionsschutz in den Betrieben. 90 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, ihr Arbeitgeber habe „Maßnahmen ergriffen, damit wir Beschäftigten uns bei der Arbeit möglichst nicht mit dem Coronavirus anstecken“. Unternehmen hätten Masken und Desinfektionsmittel ausgegeben, und „da, wo es ging, wurden die Mitarbeiter in das Homeoffice geschickt“, berichten die Forscher. Ihr Gesamturteil: „Die Gesundheit der Beschäftigten ist den Arbeitgebern wichtig.“
Ein anderes Bild zeichnet demgegenüber die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung. Sie hatte mit einer nicht repräsentativen Online-Umfrage zwar ähnliche Zahlen ermittelt, deutet diese aber anders. Hier attestierten 54 Prozent der Befragten ihrem Arbeitgeber, „ausreichende“ Infektionsschutzmaßnahmen umgesetzt zu haben; weitere 33 Prozent pflichteten dem „mit Einschränkung“ bei. 13 Prozent stuften die Maßnahmen als nicht ausreichend ein. „Das führt bei den Beschäftigten verständlicherweise zu Frust und kann das Vertrauensverhältnis im Betrieb dauerhaft beschädigen“, urteilte Elke Ahlers vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Böckler-Stiftung.
Forscher der Universität Konstanz befassten sich unterdessen mit der Frage, wie sich der Umgang mit Infektionsschutz und „Homeoffice“ in den Betrieben während der Pandemie verändert hat. Ausgangspunkt ist eine fortlaufende Befragung von bis zu 700 Beschäftigten, die im März 2020 von zu Hause aus arbeiteten. Aus dieser Gruppe waren demnach im Oktober, also kurz vor dem zweiten Lockdown, 34 Prozent wieder vollständig zu Präsenzarbeit zurückgekehrt. Die jüngste Befragungswelle mit 384 Teilnehmern aus der ursprünglichen Gruppe ergab schließlich, dass bis im Januar zwar ein Teil dieser Beschäftigten wieder ins Homeoffice gewechselt war. Anders als im März 2020 gingen im Januar aber 20 Prozent weiterhin regelmäßig in den Betrieb.
Unter diesen 20 Prozent gab wiederum gut ein Drittel an, die Präsenzarbeit auf eigenen Wunsch zu leisten. Etwa die Hälfte, also 10 Prozent der Ursprungsgruppe, führten Wünsche des Arbeitgebers oder einer Führungskraft als Begründung für die Präsenzarbeit an. Die Konstanzer Forscher folgern daraus, dass „das Potential von Homeoffice nicht ausgenutzt“ werde.