Staat springt bei : Nun sucht Condor einen neuen Eigner
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Condor kann wohl weiterhin abheben. Bild: EPA
Der Bund und Hessen bürgen für einen Kredit an die Fluggesellschaft, der den Betrieb bis zum nächsten Sommer absichern soll. Der erleichterte Chef erklärt seinen Plan für die Zeit danach – für Condor ohne Thomas-Cook-Konzern.
Die Rührung ist Condor-Chef Ralf Teckentrup anzumerken. „Ich habe noch nie in meinem Leben von meinen Kunden solch eine Unterstützung erlebt wie in den vergangenen Tagen“, sagt er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am späten Dienstagabend. Mit den Kunden meinte er die deutschen Reiseveranstalter von DER Touristik über FTI, Schauinsland-Reisen und Alltours bis TUI, die zuletzt hinter den Kulissen sehr deutlich gemacht haben sollen, wie wichtig für ihre eigenen Geschäfte der Fortbestand von Condor ist. Schließlich lassen sie Hunderttausende, wenn nicht Millionen Urlauber von der Fluggesellschaft mit insgesamt mehr als acht Millionen Passagieren in Ferienorte befördern.
Das dürfte nach Teckentrups Ansicht geholfen haben, das Ergebnis des Abends herbeizuführen. Während der Mutterkonzern Thomas Cook insolvent ist, kann Condor wohl weiter fliegen. Kurz vor dem Gespräch hat er erfahren, dass die Bundesregierung und das Land Hessen den Weg frei gemacht haben für eine Staatsbürgschaft für einen Überbrückungskredit. 380 Millionen Euro soll die KfW-Bank als Hilfe für Condor auszahlen, sofern die EU-Kommission in Brüssel der deutschen Absicht zustimmt.
Zuspruch von Geschäftspartnern und Politikern
„Wir bedanken uns ganz herzlich, dass das geklappt hat“, sagt Teckentrup. Viele in der Branche kennen ihn auch als Mann, der mit markigen Worten Regionalflughäfen, Luftverkehrsteuer und Bürokratie kritisiert. An dem Abend klingt er erleichtert, da viel Zuspruch von Geschäftspartnern und Politikern kam. Auch die Staatshilfen kritisch gegenüber stehende FDP hielt die Stützung für vorstellbar. Nur der Steuerzahlerbund kritisierte das Vorhaben.
Der 61 Jahre Teckentrup führt seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten Condor. „In 16 Jahren haben wir immer Geld verdient – außer 2016, dem Jahr der Türkei-Krise“, fasst er zusammen. Damals hatten Urlauber nach diplomatischen Verwicklungen auf Flugreisen in das Land verzichtet. Dass Condor trotz dieser wirtschaftlichen Bilanz am Ende sein sollte – mit in den Abgrund gezogen vom insolventen britischen Reisekonzern Thomas Cook, hat nicht ins Bild von Teckentrup gepasst. Denn auch im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr werde Condor in positives Ergebnis erzielen.
Seine Erläuterungen machen aber deutlich, dass Condor trotzdem ohne Hilfe nicht mehr lange hätte in der Luft bleiben können, 4900 Arbeitsplätze akut bedroht waren. „Wir sind unverschuldet in Not gekommen, unser Liquidität für den Winter ist in London verbuddelt“, sagt Teckentrup. Dorthin gab die Fluggesellschaft zuletzt verfügbare Mittel, um den Thomas-Cook-Konzern am Leben zu halten bis zur Verabschiedung eines Rettungspakets, das letztlich nicht mehr fertig wurde. Nun sei jede Thomas-Cook-Gesellschaft auf sich selbst gestellt. Damit kein Geld – erst recht nicht der Überbrückungskredit – woanders hingelange, werde Condor ein Schutzschirmverfahren beantragen. Das Management arbeitet dann mit einem Verwalter zusammen.