Computer-Betriebssysteme : Wie Unix und Steve Jobs die Welt verändert haben
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In der schnelllebigen Computerwelt hat Unix einen langen Atem Bild: picture alliance
Unix, die Mutter der meisten Computer-Betriebssysteme, ist 45 Jahre alt. So alt war auch Apple-Mitgründer Jobs, als er sein Programm OS X vorstellte. Es begann ein faszinierender Siegeszug.
Das Betriebssystem Android kennt jeder. Dass das Betriebssystem der iPhones und iPads von Apple iOS heißt, muss man nicht wissen – aber genutzt wird es gleichwohl von einigen hundert Millionen Menschen rund um die Welt. Das gilt auch für Android. Das ist das Herz entsprechender Telefone zum Beispiel von Samsung, HTC oder den Nexus-Geräten des Internetkonzerns Google, der für die Android-Software verantwortlich ist. Mit iOS und Android haben die Unternehmen, die entsprechende Geräte verkaufen, ihren Aktionären Goldadern erschlossen.
Auch von Linux dürfte jeder gehört haben, der sich schon einmal eingehender mit Computern beschäftigt hat. Das lizenzgebührenfreie Betriebssystem hat nach seiner Entstehung in der Branche einen wahren Kreativitätsschub freigesetzt. Von diesen Kreativen ist zwar längst nicht jeder so reich geworden wie die Führungskräfte von Apple und Google. Aber sie hatten offenbar Spaß bei der Arbeit. Programmierer rund um die Welt haben inzwischen mehr als 600 verschiedene Linux-Versionen entwickelt, bekannt sind zum Beispiel Suse Linux oder Ubuntu. Doch das Entscheidende ist: All diese Betriebssysteme, die inzwischen das Rückgrat professioneller Netzwerkrechner (Server) wie auch der mobilen IT-Welt sind, haben denselben Stammbaum.
Denn vor 45 Jahren veröffentlichte eine Gruppe von Programmierern um Dennis Ritchie und Ken Thompson, die an den amerikanischen Bell Labs im Bundesstaat New Jersey beschäftigt waren, das Betriebssystem Unix. Und Unix, entwickelt für die damals eingesetzten Großrechner, sollte in der schnelllebigen Computerwelt einen langen Atem haben. Das liegt auch daran, dass Unix vergleichsweise leicht auf verschiedene Computersysteme übertragbar ist, was seinen Grund in der ebenfalls von Ritchie erfundenen Programmiersprache mit dem Namen „C“ hat, in der Unix 1972 neu geschrieben wurde. Aus dieser Linie von Programmen entstanden spätere Unix-Derivate wie zum Beispiel die Software von Apple.
„Schaltzentrale des digitalen Lebensstils“
Wichtig war aber auch noch jemand wie Richard Stallman, der sich als Programmierer am Massachusetts Institute of Technology (MIT) schon 1983 dagegen sträubte, Unix zu kommerzialisieren. Er gründete in jenem Jahr das sogenannte GNU-Projekt, um ein System wie Unix nur mit freier Software zu programmieren. Das Betriebssystem war komplett, als Linus Torvalds 1991 das entsprechende Herzstück veröffentlichte, den sogenannten Kernel. Das war der Ausgangspunkt für die „unixoiden“ Linux-Betriebssysteme.
Die vielen Kürzel und Fremdwörter wirken abschreckend, aber sie haben die Welt verändert. Wenn nämlich Visionäre hinzukommen wie Steve Jobs und aus Programmen Produkte machen, werden die Dinge richtig spannend: Als der Mitgründer von Apple aus seinem Unternehmen hinausgeworfen worden war, baute er mit seiner nächsten Firma Next ein Betriebssystem, das zur Gruppe der Unix-Derivate gehört. Als er später zu Apple zurückkehrte, wurde dieses System neben inzwischen frei zugänglicher Unix-Software (der sogenannten Berkeley Software Distribution) die Grundlage für das neue Herzstück aller Apple-Computer, das Betriebssystem OS X.
Es ist zwar ein Zufall, aber ein interessanter: Denn auch Jobs war, so wie heute Unix, 45 Jahre alt, als er vor 13 Jahren OSX vorstellte. Damals haben Jobs nur wenige Menschen richtig zugehört, als er im Januar 2001 in San Francisco sagte, dass sein neues Programm zur „Schaltzentrale des digitalen Lebensstils“ werden solle. Er erwähnte damals ausdrücklich Minicomputer und Mobiltelefone. Selten zuvor oder danach war Jobs so klar in seinen Aussagen zur Zukunft des Unternehmens gewesen – und selten wurde er dabei so sehr unterschätzt.
Von den Erfolgen von Apple oder Google konnte man nur träumen
Das erste iPhone mit dem Betriebssystem iOS, das ebenfalls auf dem Next-Kernel basiert, kam zwar erst 2007 auf den Markt. Aber es war die Geburt ebenjener Smartphones, die heute das technische Hilfsmittel zur menschlichen Kommunikation schlechthin geworden sind.
In den Räumen hingegen, in denen Unix ersonnen worden ist, ahnte man das alles bei einem Besuch vor 15 Jahren nicht. Die Bell Labs gehörten damals dem Unternehmen Lucent Technologies, das seither im Alcatel-Lucent-Konzern aufgegangen ist. Entwickelt wurde zu jener Zeit Software für Telekommunikationsnetzwerke und optische Systeme, um den Datentransfer in den Netzen zu beschleunigen. Sowohl Lucent als auch Alcatel-Lucent hatten seither viele wirtschaftliche Herausforderungen zu bestehen, von den Erfolgen von Apple oder Google konnte man nur träumen.
Einen Blick in die Zukunft hatte ein Techniker aber auch damals parat. Er forschte an einem sprachgesteuerten Telefon mit eingebauter künstlicher Intelligenz. Vielleicht hat Steve Jobs auch da genau hingeschaut. Denn das erste iPhone, das nach seinem Tod auf den Markt kam, war mit einem Programm namens „Siri“ ausgestattet. Und plötzlich konnte das Unix-iPhone sprechen.