Chef kaltgestellt : Führungsstreit im Fotokonzern Cewe eskaliert
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Der Streit dreht sich um die weitere Rolle von Christian Friege, der Cewe seit dem Jahre 2017 leitet. Bild: Picture Alliance
Der bisherige Vorstandsvorsitzende des Fotobuch-Anbieters soll gehen, will aber nicht. Ihn ganz loszuwerden ist indes nicht einfach, weil er einen mächtigen Fürsprecher hat.
Der Streit um die Führung des Fotodienstleisters Cewe hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Vorstand des börsennotierten Unternehmens hat nun in einer Pflichtmitteilung angekündigt, er wolle rechtlich prüfen, ob die Wiederwahl des Kuratoriumsvorsitzenden, des 71 Jahre alten Rolf Hollander, mit der Satzung konform geht. Das Kuratorium ist das Machtzentrum des einstigen Familienunternehmens, das jetzt als Stiftung organisiert ist.
Die Satzung sieht eine Altersgrenze von 71 Jahren vor, wobei das Gremium von dieser Regel mit Zweidrittelmehrheit abweichen kann. In dieser Abstimmung hat Hollander, der selbst nicht mit entscheiden durfte, drei von fünf Stimmen erhalten.
Was mathematisch ein eindeutiges Ergebnis zu sein scheint, nämlich 60 Prozent, kann auch anders interpretiert werden. Zwei Drittel von 5 sind 3,3, lautet der alternative Rechenweg von Juristen, womit abgerundet drei Stimmen für die Entscheidung ausreichend wären. Was gilt, müssen nun möglicherweise Gerichte entscheiden. Die Veröffentlichung einer Pflichtmitteilung jedenfalls lässt nicht erwarten, dass eine gütliche Verständigung möglich ist.
Nächste Cewe-Chefin schon bestellt
Der Machtkampf dreht sich im Wesentlichen um die weitere Rolle von Christian Friege, der den Fotobuchspezialisten Cewe seit dem Jahr 2017 leitet. Friege werde keine operative Ressortverantwortung mehr haben, heißt es in einer Pressemitteilung des Kuratoriums. Damit ist Friege kaltgestellt.
Eigentlich wollte er Cewe-Chef bleiben. Doch sein dieses Jahr endender Vertrag wurde im Frühjahr vom Kuratorium nicht verlängert, dessen Vorsitzender Rolf Hollander just der langjährige Vorgänger von Friege ist.
In dieser Situation zeigte sich aber, dass Friege einen mächtigen Fürsprecher hat. Alexander Neumüller, Großaktionär und Sohn des einstigen Patriarchen Heinz Neumüller, machte von seinem Recht Gebrauch, eine Person in den Cewe-Vorstand zu entsenden, und benannte dafür Friege. Dessen Verantwortungsbereich und damit Einfluss und Gehalt zu bestimmen liegt wiederum nicht in der Macht von Neumüller. Die nächste Cewe-Chefin ist unterdessen schon bestellt. Sofern der Plan des Kuratoriums aufgeht, soll Yvonne Rostock, Deutschlandchefin des Kosmetikkonzerns Coty, im nächsten Frühjahr den Topjob bei Cewe übernehmen.