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Carsharing-Anbieter Drive Now : Erich Sixt verteidigt sein „Juwel“

  • -Aktualisiert am

Erich Sixt, Chef des gleichnamigen Autovermieters, bei der Bilanzpressekonferenz am 17. März 2015 in München. Bild: dpa

Angeblich will BMW den Carsharing-Anbieter Drive Now mit dem Konkurrenten Daimler weiterentwickeln. Miteigentümer Erich Sixt weiß davon nichts und gibt sich gelassen.

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          Für Erich Sixt ist die Situation nicht nur kurios, sondern auch komödienreif. So etwas hat der 72 Jahre alte Vorstandsvorsitzende und Haupteigentümer des Autovermieters mit selben Namen noch nicht erlebt. BMW, der Kooperationspartner für den Anbieter von Kurzzeitvermietungen Drive Now, soll im Carsharing-Geschäft über eine Fusion mit Konkurrent Daimler und dessen Car2Go reden? Er hat aus den Medien davon erfahren, kann sich keinen Reim darauf machen: „Ich kann mir überhaupt keine Zusammenarbeit zwischen BMW und Daimler in diesem Bereich vorstellen“, sagte Sixt am Mittwoch. „Wir sind total entspannt“, sprach er und betonte: „Ich versichere, wir haben nicht ein Anzeichen dafür, dass BMW uns unsere Anteile abkaufen will.“

          Unsicherheit ist aufgekommen, nachdem Spekulationen gestreut worden waren. Die Autohersteller könnten ihre Carsharing-Aktivitäten zusammenlegen, aber beide Marken erhalten, so die hartnäckigen Gerüchte. So wollen sich die beiden Autobauer mit Mobilitätskonzepten neu aufstellen. Offiziell hat es jedoch nie von BMW ein klares Bekenntnis oder ein Dementi zu den kolportierten Fusionsabsichten gegeben.

          Im Jahr 2011 sind Sixt und BMW mit Drive Now als Anbieter für kurzzeitige Anmietungen angetreten. Beide sind mit jeweils 50 Prozent gleichermaßen stimmberechtigt und haben in allen tangierenden Punkten Mitspracherecht. Mit anderen Worten: Ohne den anderen geht nichts. Während der Autobauer die Fahrzeuge der Marken BMW und Mini bereitstellt und Aushängeschild für Drive Now ist, wickelt Sixt das operative Geschäft mit aufwendiger IT-Infrastruktur ab.

          Millionenbeträge für den Ausbau nötig

          Mit mehr als 50 Prozent Marktanteil in dem Carsharing-Segment und mittlerweile mehr als 815.000 registrierten Kunden ist Drive Now nicht nur der mit Abstand größte Anbieter, sondern arbeitet in Deutschland operativ profitabel, während der direkte Wettbewerber „unvorstellbare Verluste“ (Sixt) schreibt. Sixt weiß um seine Vetorechte; ein Kaufangebot müsse unterbreitet werden. „Alles andere wäre ein klarer Vertragsbruch.“ Gäbe es bei BMW einen Beschluss, sei es kaum vorstellbar, dass sich der Partner nicht melde. Gefragt nach einem klärenden Gespräch mit BMW-Chef Harald Krüger oder anderen Managern, gab Sixt keinen Kommentar.

          Die Unruhe kommt inmitten der zweiten Ausbaustufe. Nach Deutschland geht das Gemeinschaftsunternehmen die Expansion in Europa an. „Wir investieren gerne in Drive Now“, spricht Sixt im Namen beider Partner. Das würde schließlich auch den Wert steigern. „Wir haben ein großes Interesse, ein Juwel aufzubauen.“ Zweistellige Millionenbeträge sind für den Ausbau in Europa notwendig.

          In den Vereinigten Staaten agiert BMW mit „Reach Now“ allein, da Sixt wegen seiner Expansionsziele im Vermietgeschäft andere Prioritäten hat. An Inhalten und Plänen für die Expansion von Drive Now habe sich nichts geändert. Und die Frage des Kaufpreises – Drive Now dürfte deutlich mehr als 1,5 Milliarden Euro wert sein – stelle sich ohnehin erst, wenn ein Angebot vorliege. Selbst wenn ein solcher Fall eintrete und BMW nach einer hohen Kaufpreiszahlung die Kunden wie die Marke übernehme: Sixt könne sofort mit einem eigenen Angebot starten. „Wir haben eine gewaltige Autoflotte“, sagt Sixt. Dann jedoch müsste er gegen eine etablierte Marke antreten, die er selbst mit aufgebaut hat.

          Sixt belohnt Aktionäre

          Drive Now ist neben dem Aufbau des Autovermietgeschäftes in den Vereinigten Staaten und dem Leasing einer der wichtigen Bausteine für das Mobilitätskonzept von Sixt. Wegen des Erfolgs in Amerika, für den deutschen Marktführer inzwischen der zweitgrößte Einzelmarkt, ist der Umsatz 2016 stark gewachsen. Das Auslandsgeschäft steuert 53 Prozent zu den Vermieterlösen (plus 12 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro) bei.

          Weil Sixt 2016 einen Rekordgewinn erzielte und seit Jahren die Ergebnisse steigert, hat der Hauptaktionär mit 60 Prozent der Stammaktien nicht nur die Dividende von 1,50 auf 1,65 Euro erhöht, sondern den seit 2011 gewährten Bonus (zuletzt 0,60 Euro) zum festen Bestandteil der Ausschüttung gemacht. Darin komme der Optimismus für die Zukunft zum Ausdruck, auch wenn Sixt den Ausblick auf 2017 mit einem geringen Umsatzplus und einem leicht steigenden Ergebnis vor Steuern wieder nur vage hielt.

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