Corona-Krise : Der stationäre Einzelhandel ruft um Hilfe
- -Aktualisiert am
Eine noch geöffnete Tedi-Filiale in Düsseldorf Bild: Jonas Jansen
In einem Brandbrief rufen die Chefs von Kik, Takko, Tedi, Roller und Woolworth die Politik um Hilfe. Anderswo finden sich schon Händler zusammen, um sich in Zeiten von geschlossenen Geschäften zu unterstützen.
Die Lage des stationären Einzelhandels ist wegen der Ladenschließungen in ganz Deutschland angespannt. Fünf große Händler, die nach eigenen Angaben 550.000 Mitarbeiter beschäftigen, haben sich in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gewandt. Sie beklagen, dass der stationäre Einzelhandel gegenüber dem Online- und Lebensmitteleinzelhandel „erhebliche Nachteile“ habe. „Dies ist eine große Ungerechtigkeit“, schreiben die Geschäftsführer der Bekleidungsketten Woolworth, Kik, Tedi und Takko sowie des Möbelhauses Roller.
Automobilbranche und Maschinenbau stünden im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Handel werde aber „stiefmütterlich und ohne hinreichende Expertise“ behandelt. Die Händler fordern nicht nur Ausnahmen von Geschäftsschließungen, wie diese etwa für Baumärkte gelten, sondern auch finanzielle Soforthilfen und die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuervorauszahlungen. Das Ministerium hat in seiner Antwort schon „unbürokratische Hilfen“ versprochen. Der „Ernst der Lage und die damit verbundene existentielle Krise vieler Menschen in unterschiedlichen Berufen und Branchen“, sei Altmaier bewusst.
Der Ton wird schärfer
Der Brief zeigt, wie angespannt die Nerven sind. Der Ton wird schärfer. Vor allem die Abgrenzung zu den anderen Branchen und Wettbewerbern ist neu. Doch gleichzeitig bilden sich Selbsthilfegruppen, in denen sich Händler vernetzen. Eine davon ist „Händler helfen Händlern“: In einer Gruppe auf der Karriereplattform Linkedin haben sich in wenigen Tagen mehr als 700 Handelsfachleute zusammengefunden. Dort macht der Online-Handelsverband BEVH Vorschläge, wie Internethändler stationäre Geschäfte unterstützen können. Zum Beispiel, indem sie Produkte der Warenhäuser listen und über ihre vorhandene Lieferinfrastruktur versenden.
Die Unterstützung ist groß. Das fängt bei kleinen Shops für Budapester-Schuhe an und reicht über die angeschlagenen Bekleidungshändler Tom Tailor und Gerry Weber bis zu großen Konzernen wie Miele. Initiiert hat den Austausch unter anderem Marcus Diekmann, Geschäftsführer des Fahrradversenders Rose Bikes. „Es geht darum, in diesen Zeiten Hoffnung zu geben, Impulse zu setzen und den Blick nach vorne zu richten“, sagt er. Im Gegensatz zu vielen anderen Händlern ist Diekmann nicht so stark von den Pandemiefolgen betroffen und kann deshalb derzeit viele Gespräche mit anderen Händlern führen.
Zwar sind die drei Geschäfte geschlossen, doch entfällt auf diese nur gut ein Fünftel des Umsatzes. Die Nachfrage im Online-Shop aber steigt, was auch daran liegen mag, dass die gesamte stationäre Konkurrenz ihre Geschäfte schließen musste. „In dieser extremen Krise geht es um Existenzen“, sagt Diekmann. „Wir müssen mehr Druck auf die Politik ausüben, dass schnell unbürokratische Fördergelder und Hilfen zur Verfügung gestellt werden, die nicht schon am Antragswesen scheitern oder bei den Betroffenen gar nicht ankommen.“