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Rechte an Aufnahmen verkauft : Bob Dylan macht noch einmal Kasse

Er verspricht jetzt, sich uns ganz zu geben - aber den Fotografen entzieht Bob Dylan sich zumeist. Hier sieht man ihn live im Juli 2012. Bild: dpa

Die Rechte an seinen Texten und Kompositionen hat Bob Dylan Ende 2020 an den Verlag von Universal Music verkauft. Nun wird bekannt: Jene an seinen Aufnahmen hat er im Sommer 2021 abgetreten – und zwar an Sony Music.

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          Im Dezember 2020 sorgte Bob Dylan für Aufsehen, indem er die Autorenrechte an mehr als 600 Werken an die Verlagssparte von Universal Music verkaufte. Ein Deal, der der Nummer eins der Musikindustrie bis zu 400 Millionen Dollar wert gewesen sein soll und die Nummer zwei, Sony Music, düpierte. Denn für die Verwaltung und das Einholen der Tantiemen aus der Vermarktung der Texte und Kompositionen des Literaturnobelträgers war außerhalb Amerikas Sonys Verlagsarm zuständig und dürfte es nach wie vor sein. Die Rechte aber liegen seit Ende 2020 bei Universal Music.

          Benjamin Fischer
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Sony freilich hat sich die Rechte an Bob Dylans Aufnahmen geschnappt. Wie beide Parteien am Montagabend deutscher Zeit mitteilten, wurde der Verkauf schon im Juli 2021 besiegelt und beinhaltet Dylans kompletten Katalog an Aufnahmen seit 1962, darunter alleine 39 Studioalben, sowie jene an künftigen Veröffentlichungen. Finanzielle Details wurden, wie es bei Abschlüssen dieser Art die Regel ist, nicht mitgeteilt. Dem Branchenmedium Variety soll der Preis jedoch zwischen 150 bis 200 Millionen Dollar liegen.

          Springsteen verkauft gleich ganzes Paket

          Columbia Records und Sony Music-Chef Rob Stringer seien über die vielen Jahre nur gut zu ihm gewesen, wurde Dylan in der Mitteilung zitiert: „Ich bin froh, dass alle meine Aufnahmen dort bleiben können, wo sie hingehören.“ Columbia ist eines der Kern-Labels des zum japanischen Elektronik- und Unterhaltungskonzerns Sony gehörenden Musikunternehmens. Der 80 Jahre alte Künstler arbeitet seit Jahren mit dem Label zusammen, hatte die Rechte an seinen Aufnahmen wie auch an seinen Texten- und Kompositionen bis zum Verkauf beider Pakete seit geraumer Zeit selbst gehalten.

          Dies galt auch für Bruce Springsteen, der im Dezember 2021 sowohl seine Autorenrechte als auch jene an seinen Aufnahmen an Sony Music, respektive Eldridge Industries (Sonys Verlagsarm kooperierte beim Kauf der Autorenrechte mit der US-Holding) verkauft hatte. Springsteen arbeitet ebenfalls seit Jahrzehnten mit Columbia Records zusammen. Für sein Gesamtpaket war von bis zu 550 Millionen Dollar die Rede. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Preise seit Dylans Deal mit Sony im Juli 2021 mutmaßlich nochmal gestiegen sind.

          Rechte an Katalogen mit etablierten Hits und die damit verbundenen Tantiemen locken schon seit einiger Zeit neben kleineren und größeren Playern der Musikindustrie auch Finanzinvestoren. Auch Dylans Deal war beileibe nicht der erste Verkauf eines einzelnen Künstlers in der jüngsten Vergangenheit. Stevie Nicks’ Deal mit dem US-Verlag Primary Wave beispielsweise oder jener der Band The Killer mit Eldridge Industries waren zuvor bekannt geworden. Bei beiden ging es um Autorenrechte.

          Streaming-Boom und weitere Vermarktungswege

          Doch die Konkurrenz hat im Verlauf von 2021 nochmal erheblich zugenommen. Neben dem Finanzinvestor KKR, der schon im Januar 2021 eine Mehrheitsbeteiligung an den Autorenrechten von One Republic-Frontmann Ryan Tedder und an den ihm zustehenden Einnahmen aus der Vermarktung von Musikaufnahmen erworben hatte, interessieren sich mittlerweile auch Blackstone, Apollo Global Managment oder die Allianz-Investmentgesellschaft Pimco für Musikrechte. Wie KKR ist auch Pimco eine Allianz zum gemeinsamen Kauf mit der Bertelsmann Musiksparte BMG eingegangen. Blackstone wiederum arbeitet mit dem Fonds Hipgnosis zusammen – einer der umtriebigsten Käufer der vergangenen Jahre, der nicht zuletzt 50 Prozent an den Autorenrechten von Neil Young besitzt.

          BMG erwarb zuletzt die Rechte an den Aufnahmen von Mötley Crüe sowie ein Paket an Rechten von Tina Turner. Den jüngsten großen Abschluss tätigte die Nummer drei der Branche, Warner Music, als das Unternehmen Anfang des Jahres die Autorenrechte von David Bowie für Branchenmedien zufolge rund 250 Millionen Dollar übernahm.

          Während Künstler sich mit dem Verkauf von Rechten eine stattliche Einmalsumme sichern, setzen die Käufer darauf, dass sich die Einnahmen aus der Vermarktung von diesen über die Jahre steigern lassen. Das Streaming – maßgeblich für das seit Jahren anhaltende Wachstum des globalen Markts für Musikaufnahmen – ist hier nur ein Teil. Deutlich mehr als 50 Prozent des Musikkonsums auf Spotify und Co fällt auf Katalogwerke ab und nicht auf neu veröffentlichte Musik. Entdecken noch mehr ältere Hörer das Streaming für sich, könnten Kataloge noch reizvoller werden, so ein Kalkül der Käufer.

          Allerdings verspricht auch die Vermarktung der Musik über andere digitale Plattformen wie TikTok, Facebook oder Peloton stabile Einnahmen, ebenso wie die Verwertung über Filme, Werbung oder öffentliche Aufführungen. Und auch physische Tonträger sind je nach Künstler nach wie vor ein sehr reizvolles Geschäft, obgleich ihr Anteil am Gesamtumsatz der Branche schwindet. Sony jedenfalls kündigte in der Mitteilung gleich auch weitere Re-Issues von alten Dylan-Werken an. Bei Cover-Aufnahmen von Dylans Hits ist Sony freilich außen vor, denn hier ist nur beteiligt, wer die Rechte an den Texten und Kompositionen hält. In Dylans Fall also Universal Music.

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