10 Milliarden Euro Gewinn : BNP übertrumpft die deutsche Konkurrenz
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Alles so schön grün hier: Die BNP Paribas will mit Nachhaltigkeit punkten. Bild: AFP
Die französische Großbank BNP bleibt hochprofitabel – und erzielt doppelt so viel Gewinn wie die Deutsche Bank. Das hat auch mit der Vergangenheit zu tun.
Die französische Großbank BNP Paribas behauptet ihre Stellung als führende Bank der Eurozone. Trotz Inflation und Energiekrise schloss sie das vergangene Geschäftsjahr mit einem Ertragszuwachs von 9 Prozent auf rund 50,4 Milliarden Euro ab. Der Nettogewinn stieg um 7,5 Prozent auf den Rekordwert von 10,2 Milliarden Euro. „Alle Motoren der Gruppe liefen gut“, sagte BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé auf der Bilanzpressekonferenz am Dienstag.
Tatsächlich verzeichneten die Franzosen ein Wachstum über alle Sparten. Mit 15,7 Prozent auf einen Ertrag von 16,5 Milliarden Euro am stärksten zu legten das Firmenkundengeschäft und Investmentbanking. Das Privatkundengeschäft inklusive Leasing wuchs um 9,3 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro. Wie die Konkurrenz, stimulierten die gestiegenen Zinssätze auch bei der BNP die Erträge. Die Zinsmarge stieg um 9,2 Prozent und somit deutlich stärker die Risikokosten, die mit 1,4 Prozent nur leicht zulegten.
An der Börse gab der Kurs der BNP-Aktie am Dienstagmorgen leicht nach, wobei er sich im frühen Handel wieder erholte und rund 2 Prozent im Plus notierte. Vom Finanzdienst „Bloomberg“ befragte Analysten hatten sich insbesondere vom Schlussquartal 2022 mehr erhofft. Während sie im Mittel von einem Gewinn von 2,3 Milliarden Euro ausgegangen waren, präsentierte die BNP am Dienstag „nur“ einen Überschuss von 2,2 Milliarden Euro. Das sind 6,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und ist zudem etwas weniger als die von Santander erwirtschafteten 2,3 Milliarden Euro.
Fokus auf Europa
Mit 10,2 Milliarden Euro Gewinn im Gesamtjahr hatte die BNP gegenüber dem spanischen Wettbewerber mit 9,6 Milliarden Euro hingegen leicht die Nase vorne. Deutlich größer ist der Abstand zur Schweizer UBS, zu Unicredit aus Italien und zur Deutschen Bank mit umgerechnet rund 7,1, 5,2 und 5 Milliarden Euro Jahresgewinn. Ob die Franzosen auch besser als die britische HSBC abgeschnitten haben, ist noch unklar, da sie erst in zwei Wochen ihre Geschäftszahlen für 2022 vorlegt. Schon geliefert haben die amerikanischen Banken, an der Spitze dort steht J.P. Morgan mit einem Jahresgewinn von umgerechnet rund 35 Milliarden Euro.
Auch wenn die jüngsten Höchststände von Anfang 2022 noch nicht erreicht sind, war die BNP-Aktie bei Anlegern in den vergangenen Wochen gefragt. Seit vergangenem Oktober hat sie rund 40 Prozent an Wert gewonnen. Ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 5 Milliarden Euro in diesem Jahr dürfte zusätzlich kursbelebend wirken. Mit 4 Milliarden Euro steht der Löwenanteil davon in Verbindung mit dem vor wenigen Tagen abgeschlossenen Verkauf der kalifornischen Tochtergesellschaft Bank of the West an die Bank of Montreal, der zu aktuellen Kursen in diesem Jahr mehr als 15 Milliarden Euro in die Kassen der Franzosen spült. Nach 3,67 Euro im vergangenen Jahr soll die Dividende in diesem Jahr auf 3,90 Euro je Aktie steigen.
Trotz steigender Risikokosten bei Verbraucherkrediten und eines schwächelnden Versicherungsgeschäfts schraubte BNP-Chef Bonnafé die Gewinnziele weiter nach oben. Hatte er vor einem Jahr noch ein durchschnittliches Wachstum von mehr als 7 Prozent jährlich für den Zeitraum bis 2025 anvisiert, sollen es nun mehr als 9 Prozent sein. Doch auch wenn angesichts der Finanzkraft der Franzosen in der Politik und Finanzwelt immer wieder über eine mögliche Großfusion mit einem deutschen Wettbewerber wie der Commerzbank spekuliert wird: Die BNP betont, dass ihr Fokus auf „gezielten Akquisitionen“ zur Wertsteigerung und nicht dem Kauf eines gesamten Kreditinstituts inklusive Filialnetz liegt. In diese Kategorie fiel zuletzt der Kauf des Hedgefonds-Geschäfts der Deutschen Bank.
Anders als der deutsche Wettbewerber hat sich die BNP in den vergangenen Jahren auf den europäischen Markt fokussiert. Nach wie vor entfallen nur jeweils 10 Prozent der Aktivitäten auf Asien und Nordamerika. „Wir haben nie so getan, als könnten wir mit der US-Konkurrenz mithalten“, sagte ein BNP-Manager unlängst der F.A.Z. Zudem haben die Franzosen durch die Ausdünnung des Filialnetzes früher als die deutsche Konkurrenz Kosten gespart und eine stärkere Risikovorsorge betrieben. Letzteres ist freilich auch Ergebnis einer Milliardenstrafe, die die BNP vor neun Jahren wegen der Umgehung von globalen Sanktionen in den USA zahlen musste.
In Deutschland hat die BNP, deren größter Einzelaktionär mit 7,8 Prozent der Kapitalanteile der belgische Staat ist, mit dem Erwerb der Direktbank Consors vor rund 20 Jahren Fuß gefasst. Hinzu kam der Erwerb der DAB (vormals Direkt Anlage Bank). Im Firmenkundengeschäft ist sie heute ein etablierter Akteur, was die Aktivitäten ihrer Leasingtochtergesellschaft Arval einschließt. Offensiv vermarktet die BNP dabei ihr Bemühen, Unternehmen bei der „grünen“ Transformation zu begleiten und Druck auf ehrgeizigere Umweltziele auszuüben. Nach eigenen Angaben entfallen nur noch 1,3 Prozent der Kredite auf die Förderung und Verarbeitung von Öl und Gas.