Coesfeld folgt auf Masuch : Mohn-Enkel führt künftig Bertelsmann-Musiksparte
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Thomas Coesfeld Bild: dpa
Noch ist er Finanzchef, ab 2024 steht Thomas Coesfeld an der Spitze des viertgrößten Musikunternehmens der Welt. Er folgt auf Branchenveteran Hartwig Masuch. Auch Coesfelds Bruder gehört dem Topmanagement des Medienkonzerns an.
Beim viertgrößten Musikunternehmen der Welt steht ein Führungswechsel ins Haus. Zum 1. Januar 2024 übernimmt der bisherige Finanzchef der Bertelsmann-Musiksparte (BMG), Thomas Coesfeld, das Spitzenamt vom langjährigen Vorsitzenden Hartwig Masuch. Wie der Bertelsmann-Konzern am Montag mitteile, erfolge der Wechsel „im Rahmen einer langfristigen Nachfolgeplanung“. BMG wurde 2008 unter Leitung von Masuch neu gegründet, nachdem sich Bertelsmann zuvor aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte und rangiert heute gemessen am Umsatz mit einigem Abstand hinter den Marktführern Warner, Sony und Universal Music, die Majors genannt werden.
„Hartwig Masuch hat das Musikgeschäft bei Bertelsmann und weit darüber hinaus über drei Jahrzehnte geprägt“ wird Bertelsmann-Chef Thomas Rabe in der Mitteilung zitiert. Mit der Beförderung von Coesfeld werde nun „die nächste Phase von BMG eingeleitet.“ In seiner bisherigen Funktion als CFO habe er die digitale Ausrichtung des Unternehmens konsequent vorangetrieben und Bertelsmanns „Boost“ genannte Investitionsstrategie gemeinsam mit Masuch umgesetzt. Im Rahmen von „Boost“ stünden BMG „ hohe Investitionsmittel zur Verfügung“.
Diese hatte Bertelsmann zuletzt für diverse Katalogkäufe und auch die Übernahme des Schlager-Labels Telamo genutzt. Mehr als 30 Rechtepakete hat BMG im Jahr 2022 übernommen, darunter Anteile am Schaffen der Simple Minds oder von Peter Frampton und Jean-Michel Jarre. 2021 sorgte BMG unter anderem mit millionenschweren Deals mit Tina Turner oder Mötley-Crüe für Aufsehen auf dem umkämpften Katalog-Markt. Seit März 2021 existiert zudem eine lose Partnerschaft zum gemeinsamen Katalogerwerb mit Finanzinvestor KKR.
Enge Partnerschaft mit Finanzinvestor
Beide Parteien kennen sich gut. Bis März 2013 half die Beteiligungsgesellschaft beim Neuaufbau des Musik-Arms mit und hielt 51 Prozent der Anteile. Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit wurden bislang zwei Rechtepakete – von John Legend und ZZ Top – erworben, wobei längst nicht jeder Katalogdeal publik gemacht wird. Der Draht ist jedenfalls eng, jeden zweiten Tag rede er mit Leuten des Finanzinvestors, sagte Masuch im Februar 2022 der F.A.Z.
Im Gegensatz zu manch anderem Käufer ist BMG trotz der zuletzt gestiegenen Zinsen weiterhin sehr umtriebig. „Wir sind auch auf der Akquisitionsseite bis zur letzten Woche aktiv, während sich manche Wettbewerber gerade verständlicherweise etwas schwerer tun“, hatte der 68 Jahre alte Masuch im Dezember des vergangenen Jahres der F.A.Z gesagt – und auf die Unterstützung des Konzerns für die Strategie verwiesen: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich auf Konzernkapital zurückgreifen kann oder mich anderweitig finanzieren muss.“
Als Finanzchef dürfte Coesfeld nicht nur auf dem Feld der Katalogdeals, sondern auch mit Blick auf die komplizierten wie vielfältigen Vertragsstrukturen in der Musikindustrie schon gut im Bilde sein. Seit April 2021 hat der 32 Jahre alte Manager diesen Posten inne. Zuvor war Coesfeld Mitglied der Geschäftsleitung der Bertelsmann Printing Group und „Chief Strategy Officer“ von Mohn Media in Gütersloh. Bevor er zu Bertelsmann kam, arbeitete er bei der Unternehmensberatung McKinsey.
„Millionenschwere Vorschüsse sind primär ein Ego-Spiel“
„Vor 14 Jahren nutzte Bertelsmann die Gelegenheit, einen Musikverleger, Mitte 50, – also mich – zum Chef der neuen BMG zu machen. Nicht jeder hielt das für die naheliegende Entscheidung“, schreibt Masuch in einer Mail an die mehr als 1000 BMG-Beschäftigten, die der F.A.Z. vorliegt. „Ich bin zuversichtlich, dass sich mit der Entscheidung für Thomas als meinen Nachfolger Bertelsmanns Gespür wieder als richtig erweisen wird.“ Vor seinem 70. Geburtstag den Posten abzugeben sei immer sein Plan gewesen.