Beggars Group-Chef Mills : Ein Kämpfer für die Indie-Welt
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Martin Mills Bild: Beggars Group
Martin Mills’ Beggars Group ist eines der größten unabhängigen Musikunternehmen der Welt und hat unter anderem Adele zum Star gemacht. Der Oxford-Absolvent gibt aber nicht nur als Label-Chef eine gute Figur ab.
Ein wenig abgedroschen klingt es, dessen ist sich Martin Mills durchaus bewusst: „Aber wir sind schon eine Art Familie.“ Zu dieser zählen die Indie-Rock-Gruppe The National, Queens Of The Stone Age, The xx oder Radiohead. Allesamt prominente und teils Grammy-prämierte Bands, die seit Jahren mit Mills’ Beggars Group zusammenarbeiten. „Die sind nicht weiterhin bei uns, weil sie einmal einen Deal für sechs Alben unterzeichnet haben und aus diesem nicht rauskommen“, sagt Mills. Vielmehr schätzten sie das Miteinander. Und alles, was ein Major-Label über einen größeren Vorschuss hinaus für sie tun könne, das erledige man sowieso genauso gut.
Mit Adele hat das prominenteste Mitglied der Familie diese allerdings mittlerweile zugunsten eines Majors ( Sony Music ) verlassen. Sie habe sich eben für einen anderen Weg entschieden, konstatiert Mills nüchtern: „Das ist okay, wir verstehen uns weiterhin gut, und alle sind glücklich.“ Dass die Rechte an ihren drei ersten Alben weiterhin bei der Beggars Group liegen und sie so am neuerlichen Adele-Hype mitverdient, trägt dazu sicher seinen Teil bei.
Von Oxford zum Label-Chef
Der 72 Jahre alte Brite hat jedenfalls allen Grund zufrieden zu sein. Seine „Bettler-Gruppe“ – benannt nach dem Rolling-Stones-Album „Beggars Banquet“ – ist eine der größten und ältesten Adressen in der Welt der unabhängigen Musikunternehmen. Also all jenen, die nicht zum Kosmos der Branchenriesen Universal, Sony und Warner Music gehören. Unter dem Beggars-Dach firmieren neben einem Verlag Labels wie 4AD, Matador, Rough Trade und Adeles alte Heimat XL Recordings. An Letzteren drei hält Beggars 50 Prozent. Auf die Gruppe entfiel zuletzt ein Jahresumsatz von rund 79 Millionen Dollar. Kein Vergleich zu den Milliarden der Majors, aber eine stattliche Summe für ein Indie.
Mills ist der alleinige Besitzer der Gruppe. Daran dürfte auch das wachsende Interesse von mächtigen Finanzinvestoren an Musikrechten nichts ändern. „Ich habe schon zu so vielen Angeboten Nein gesagt“, sagt Mills, „mittlerweile haben die Leute wohl aufgehört zu fragen.“ Studiert hat er einst Politik, Philosophie und Volkswirtschaft an der Elite-Schmiede Oxford. „Aber die Musik war meine erste Liebe“, bekannte er 2012 gegenüber der F.A.Z. mit einem ordentlichen Schwung Pathos, wie er in der Musikindustrie selbst in Pressemitteilungen zu Verkäufen gerne mitschwingt.
Von 1974 an war Beggars zunächst ein kleines Netzwerk von Plattenläden in London, wo wenig später auch die Punk-Szene groß wurde. Das Ursprungslabel der heutigen Gruppe gründeten Mills und sein College-Kumpel Nick Austin drei Jahre später. Mit der Verpflichtung des Musikers Gary Numan landeten sie früh einen Volltreffer. Austin stieg Ende der 1980er-Jahre aus, musikalisch folgten jedoch weitere Glücksgriffe. Im Laufe der Zeit arbeiteten die Pixies, The Prodigy oder Vampire Weekend mit Beggars zusammen.