Der lange Schatten eines schlechten Rufs
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Bayer-Chef Werner Baumann im April auf der Jahreshauptversammlung des Chemiekonzerns in Bonn Bild: EPA
Vermutlich ließ Monsanto auch in Deutschland Listen über Unterstützer und Kritiker erstellen. Der Glyphosat-Hersteller droht inzwischen ernsthaft, das Renommee von Bayer zu beschädigen. Eine tragende Rolle kommt jetzt ausgerechnet einem ehemaligen Grünen zu.
Wäre der schlechte Ruf Monsantos gerechtfertigt, hätten wir den Erwerb gar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen.“ Auf der Basis intensiver Analysen und des Austausches mit Monsanto sei man fest davon überzeugt, dass der amerikanische Konzern „hervorragend und nach den höchsten Standards“ geführt werde. Diese Aussagen stammen aus einem Gespräch, das Bayer-Chef Werner Baumann im Frühjahr vergangenen Jahres – also vor Vollzug der Monsanto-Übernahme – mit der F.A.Z. geführt hat. Nach Bekanntwerden des jüngsten Reputations-Skandals in Frankreich ist mehr als fraglich, ob er solche Sätze uneingeschränkt wiederholen würde.
Denn am Freitag hatten französische Medien darüber berichtet, dass die umstrittene amerikanische Tochtergesellschaft von 2016 an ein geheimes Register über Kritiker hat anlegen lassen. Demnach haben PR- Agenturen – federführend war Fleishman Hillard – im Auftrag des Pflanzenschutz- und Saatgutkonzerns kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten systematisch überwacht und bewertet. Auf den Listen wurden den Angaben zufolge rund 200 Namen aufgeführt und mit Noten zwischen 0 und 5 bewertet, je nach Einfluss und Grad der Unterstützung für Monsanto. Inzwischen hat die Pariser Staatsanwaltschaft eine vorläufige Untersuchung wegen der mutmaßlichen Erfassung privater Daten eingeleitet. Bayer, in Amerika derzeit mit rund 13400 Klagen rund um Glyphosat konfrontiert, droht damit auch juristische Ärger im wichtigen Agrarland Frankreich.
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