Kanzlei beauftragt : Bayer: Kritikerlisten von Monsanto waren nicht illegal
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Proteste gegen Bayer in Bonn Bild: Reuters
Die Register über Glyphosat-Gegner haben für viel Wirbel gesorgt. Eine von Bayer beauftragte Kanzlei kommt nun zu dem Ergebnis: Hinweise auf illegales Verhalten gibt es nicht.
Dunkelrot, das sind für Monsanto die Härtefälle. In einer Liste mit Kritikern, die der amerikanische Konzern vor drei Jahren angelegt hat, sind in der Farbe diejenigen Aktivisten markiert, die sich so offen gegen das Herbizid positionieren, dass sie nicht umzustimmen sind. In hellem rot markiert wurden Gegner von Glyphosat, von denen sich die Ersteller der Listen vorstellen konnten, ihre Meinung zugunsten Monsantos zu verändern.
Neben solchen Farbschemata tauchten in den Listen auch Fahrpläne auf, wie der zukünftige Kontakt aussehen könnte, welchen Einfluss die beschriebenen Personen haben, welchen Beruf sie ausüben und welche Kontaktdaten es über sie gibt. Was Monsanto dort von der Kanzlei Fleishman Hillard hat zusammenstellen lassen, ist Bayer im Mai auf die Füße gefallen. Nachdem der Pharma- und Agrarchemiekonzern den Konkurrenten Monsanto für 63 Milliarden Dollar übernommen hat, gehört auch dessen Vergangenheit zum Geschäft von Bayer. Französische Medien berichteten im Frühjahr über ebenjene skandalträchtige Liste, auf der Monsanto seine Gegner verzeichnet hat. Für Bayer, das ohnehin wegen der Gerichtsverfahren rund um die angeblich krebserregende Wirkung von Glyphosat unter Druck steht, war das ein weiterer Rückschlag.
Keine Hinweise auf illegales Verhalten
Nun hat eine von Bayer beauftragte weitere Kanzlei ihre Untersuchung zu der Liste fertiggestellt und dabei keine Hinweise auf illegales Verhalten gefunden. Auch sei die Liste nicht – anders als von den Medien berichtet wurde – durch eine illegale „Überwachung“ der Personen entstanden, sondern nur aus öffentlich zugänglichen Informationen zusammengestellt worden. Es sei auch nicht darum gegangen, persönliche Daten wie Wohnorte oder private Telefonnummern aufzuzeichnen oder dort philosophische und damit eher private Überzeugungen aufzulisten. „Der Abschluss und die Veröffentlichung der Untersuchung sind ein weiterer wichtiger Schritt, um Transparenz zu schaffen“, sagte Matthias Berninger, Leiter Public Affairs und Nachhaltigkeit von Bayer. Der ehemalige Grünen-Politiker wurde verpflichtet, das durch den miesen Ruf von Monsanto beschädigte Renommee von Bayer aufzupolieren.
Die Liste war freilich dazu da, so stellt es auch die Kanzlei in ihrem 49 Seiten starken Abschlussbericht fest, die öffentliche Meinung zugunsten Monsantos zu beeinflussen. Nur ist das wohl nicht mit illegalen Methoden passiert. Dass Unternehmen Dossiers anlegen, um sich einen Überblick zur Strategie und dem nächsten Vorgehen zu verschaffen, ist erst einmal nicht skandalös. Die Liste von Monsanto ist entstanden, als es in der Europäischen Union die Debatte um die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ging – die es dann schlussendlich auch bis zum Jahr 2022 gab. Wenn bald die nächste Überprüfung stattfindet, ist davon auszugehen, dass sich Bayer auch genau darüber informiert, wer welche Positionen vertritt und wie man Meinungen beeinflussen könnte. Das aus öffentlichen Daten zusammenzustellen, ist nicht verboten.
Gleichwohl zeigt der Bericht der Kanzlei durch seine detaillierte Beschreibung, warum solche Listen in der Öffentlichkeit ein ungutes Gefühl erzeugen können. Die Ampel-Farbgestaltung, die kalenderartige Abfolge der nächsten Schritte und die Gesamtsumme der Personen mit 1475 Betroffenen erklärt die Debatte. Die Kanzlei hat alle Listenmitglieder angeschrieben, aus Deutschland waren es 202. Die meisten Betroffenen gab es in Frankreich, doch auch in Italien, Polen, der Niederlande, Spanien und im Vereinigten Königreich wurden Personen informiert. Unabhängig von der Herkunft waren EU-Institutionen – die in der Vergabe der Glyphosat-Zulassung natürlich die wichtigste Rolle spielen – mit 339 Personen auf der Liste die größte Gruppe. Auf das Angebot der Kanzlei, alle von Monsanto gespeicherten Daten als Kopie anzufordern haben 250 der betroffenen 1475 Personen reagiert.