Bauwirtschaft : Am Bau verfinstern sich die Mienen
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Die Branche sorgt sich um staatliche Aufträge. Bund, Länder und Kommunen müssen künftig eisern sparen. Doch die steigende Nachfrage nach Wohnungen wird die Auftrags-Lücke nicht füllen.
Der Kampf um die Unabhängigkeit des größten deutschen Baukonzerns Hochtief hat Teile der deutschen Bauwirtschaft alarmiert. Dass mit ACS ausgerechnet ein Konkurrent aus Spanien die Fühler nach Hochtief ausstreckt - aus einem Land also, dessen Bauboom der vergangenen Jahre maßgeblich von europäischen Steuergeldern befeuert wurde, auf dessen Baumarkt europäische Wettbewerber angeblich aber behindert werden - werten einige Vertreter der Bauindustrie als Beleg für die Notwendigkeit von mehr staatlichen Bauinvestitionen in Deutschland. Ohne einen starken Heimatmarkt fehlte den deutschen Unternehmen eine stetige Grundauslastung und damit die notwendige Basis, sagte kürzlich Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Die Politik müsse endlich begreifen, dass eine starke Bauwirtschaft auch regelmäßige Großprojekte brauche.

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.
Nach mehr Bauinvestitionen des Staates sieht es derzeit aber nicht aus. Die drohende Eskalation um den milliardenschweren Bahnhofsneubau in Stuttgart und die steigenden politischen Risiken von Großprojekten sind dafür nur zum Teil verantwortlich. Der Grund ist profaner: Es fehlt schlicht an Geld. Bund, Länder und Kommunen müssen sparen. Für die Bauwirtschaft, die etwa ein Drittel ihres Umsatzes mit öffentlichen Auftraggebern erzielt, fällt damit ein wichtiger Nachfrager wieder auf sein "Normalniveau" zurück. Manche Fachleute fürchten sogar, er falle darunter.
Weniger staatliche Investitionen
Nach dem Auslaufen der beiden Konjunkturpakete - von den bereitgestellten gut 80 Milliarden Euro flossen immerhin 21 Milliarden Euro in den Bau- oder in baunahe Bereiche - schmerzen die Einschnitte besonders. Nach den überdurchschnittlich hohen Bauinvestitionen in diesem und im vergangenen Jahr fürchtet die Branche, dass der Staat in den kommenden Jahren nur noch unterdurchschnittlich investiert. So werden 2011 die Investitionen des Bundes in Verkehrswege voraussichtlich auf 9,75 Milliarden Euro zurückgehen. Das wäre nach Darstellung des Verkehrsministeriums zwar immer noch mehr als in den Jahren 2001 bis 2008, aber deutlich weniger als die rund 12 Milliarden, die jeweils in diesem und im vergangenen Jahr investiert wurden.
Weniger Geld gibt es auch für die staatlichen Programme zur energetischen Gebäudesanierung. Die von Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) zunächst geplante drastische Senkung der Mittel hat die Bundesregierung nach heftigen Protesten im September zwar deutlich abgeschwächt. Nun stehen im kommenden Jahr 950 Millionen Euro bereit, um über die Förderbank KfW zinsgünstige Kredite zu vergeben - 500 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Trotzdem fällt der staatliche Impuls auch an dieser Stelle spürbar schwächer aus als in den beiden Vorjahren, in denen zusammengenommen 3,5 Milliarden Euro bereitgestellt wurden.
KfW streicht Kredite
Die KfW hat schon im September ihr Angebot an zinsgünstigen Modernisierungskrediten zusammengestrichen. Seither gibt es billiges Baugeld vom Staat nur noch für Neubauten und Komplettsanierungen, und auch dort wurden die Konditionen verschlechtert. Das Programm für einzelne Modernisierungsmaßnahmen stoppte die Bank kurzerhand ganz, als die Mittel zur Neige gingen. Alleine im ersten Halbjahr schwoll die Nachfrage nach KfW-Krediten für die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau um 35 Prozent auf 5 Milliarden Euro rasant an. Damit war ein erheblicher Teil des vom Bauministerium bereitgestellten Geldes aufgebraucht, mit dessen Hilfe die Förderbank verbilligte Kredite anbieten konnte. Eine Aufstockung wie im Vorjahr gab es diesmal nicht.