Baukonzern Hochtief : ACS legt offizielles Übernahmeangebot vor
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Viele Hochtief-Miatarbeiter fürchten eine Zerschlagung ihres Konzerns Bild: dpa
Der Baukonzern Hochtief gibt sich nicht geschlagen. Zwar liegt nun ein offizielles Übernahmeangebot des spanischen Angreifers ACS vor, doch die Essener bleiben in der Not erfinderisch. Sie gehen in die Offensive und kündigen einen Umbau des Konzerns an.
Im Abwehrkampf gegen eine drohende Übernahme durch den spanischen Großaktionär ACS will der Essener Baukonzern Hochtief nun seine Bilanz aufpolieren, Töchter abstoßen und in neue Geschäftsfelder vordringen. Zwar zeigte sich Konzernchef Herbert Lütkestratkötter am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen zu Einzelheiten noch zurückhaltend. Seine Gefühlslage bezeichnete der Manager jedoch als „kämpferisch“.
ACS legte unterdessen nach eigenen Angaben ein offizielles Angebot für den größten deutschen Baukonzern vor. Das Unternehmen hatte vor knapp zwei Monaten angekündigt, seinen Anteil an Hochtief von derzeit knapp 30 Prozent aufstocken und die Mehrheit übernehmen zu wollen (siehe Real-Madrid-Präsident greift nach Hochtief). Hochtief hatte darauf mit heftiger Gegenwehr reagiert. Die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) muss nun bis Ende November über die Offerte entscheiden. Erst nach der Veröffentlichung will sich auch Hochtief offiziell zu dem Angebot äußern.
Durch den Verkauf von Teilen der lukrativen Infrastruktur-Tochter Concessions soll das Vorsteuer-Ergebnis von Hochtief bereits im kommenden Jahr um zwei Drittel auf rund eine Milliarde Euro steigen. Der Konzerngewinn soll sich auf rund 600 Millionen Euro etwa verdreifachen. Für das zu Ende gehende Jahr 2010 rechnet Hochtief mit Ergebniskennzahlen leicht über den Vorjahreswerten. Im vergangenen Jahr hatte der Baukonzern ein Ergebnis vor Steuern von knapp 600 Millionen Euro und einem Konzerngewinn von knapp 192 Millionen Euro erwirtschaftet.
Auch eine komplette Trennung von Concessions schloss Hochtief-Chef Lütkestratkötter nicht aus (siehe auch Porträt des Hochtief-Chefs: Lü, der Baumeister). Neben einem Börsengang sei auch der Verkauf an einzelne Investoren möglich. „Wir testen den Markt gründlich aus.“ In der Tochtergesellschaft sind unter anderem die Flughafenbeteiligungen des Konzerns und das sogenannte PPP-Geschäft gebündelt, mit dem das Unternehmen für die öffentliche Hand Projekte wie Schulen, Straßen und Tunnel baut und betreibt. Noch vor einem Jahr hatte Hochtief den geplanten Börsengang der Tochter wegen des schlechten Umfeldes an den Finanzmärkten abgebrochen.
Im Jahr 2012 soll dann die Immobilientochter aurelis verkauft werden. Hochtief-Finanzchef Burkhard Lohr bezifferte den Wert der ehemaligen Bahn-Tochter auf mehr als 1,6 Milliarden Euro.
Lütkestratkötter erteilte einer verstärkten Zusammenarbeit mit ACS eine Absage. „In der Regel begegnen wir ihnen als Wettbewerber. Da stimmt man sich vorher nicht ab“, sagte er. Mit den Hochtief- Auslandstöchtern wie etwa dem australischen Baukonzern Leighton wolle man dagegen die Zusammenarbeit unter der Regie des neuen Managements intensivieren. Experten gehen davon aus, dass ACS vor allem sein Auge auf Leighton geworfen hat.
Von der Politik forderte der Hochtief-Chef eine Änderung der deutschen Übernahmegesetze (siehe auch Hintergrund: Die Tücken des Übernahmerechts ). Eingriffe, die ausschließlich die Ziele von Hochtief verfolgten, lehnte er jedoch ab. „Wir haben nie darum gebeten, dass wir eine Lex Hochtief haben wollen“, sagte er.
Der Unternehmenschef kündigte einen verstärkten Wachstumskurs und eine Umstrukturierung an. Geplant sei etwa ein Ausbau im Bereich Windkraft. Hochtief wolle aber auch sein internationales Geschäft in Indien und Kanada ausbauen. Dabei seien auch Übernahmen geplant. Es werde aber auch zu Stellenstreichungen in der Verwaltung kommen. Zur Größenordnung wollte Lütkestratkötter keine Stellung nehmen.
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte Hochtief ein Ergebnis vor Steuern von 430 Millionen Euro und blieb damit auf dem Niveau des Vorjahres. Der Konzerngewinn stieg um 17 Prozent auf 143 Millionen Euro. Der Auftragseingang erhöhte sich deutlich um 12 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro.