Kontakte zu Sexualstraftäter : Barclays-Chef wegen Verbindung zu Epstein im Zwielicht
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Barclays-Chef Jes Staley Bild: AP
Die britische Finanzaufsicht untersucht Jes Staleys Beziehung zum Sexualstraftäter Epstein. Das Barclays-Direktorium stellt sich hinter den Bankchef. Die Geschäftszahlen der britischen Großbank gehen in dem Trubel weitgehend unter.
Diese Ermittlungen kommen für Jes Staley zum ungünstigen Zeitpunkt. Am Donnerstag wollte der Vorstandschef von Barclays eigentlich ungestört die Jahreszahlen der britischen Großbank vorstellen, die einen höheren Milliardengewinn enthalten. Doch es platzte eine andere, peinliche Nachricht dazwischen.
Die britische Finanzaufsicht FCA und die Regulierungsbehörde PRA werden untersuchen, ob der Amerikaner Staley offen und ehrlich Auskunft gegeben hat über seine Beziehung zu Jeffrey Epstein, dem Finanzier und Multimillionär, der als pädophiler Sexualstraftäter berüchtigt wurde und im vergangenen Herbst in Untersuchungshaft Suizid beging. Die britischen Finanzaufseher wollen nun genauer wissen, welcher Art die Beziehung war und ob Staley gegenüber der Bank und den Aufsichtsbehörden darüber korrekte Angaben gemacht hat.
Der Amerikaner Staley, der im Dezember 2015 als CEO zu Barclays kam, hat nach eigenen Angaben Epstein im Jahr 2000 kennengelernt. Damals leitete Staley noch das Privatbanking von J.P. Morgan. Seitdem hat er ihn offenbar immer wieder getroffen. Nach Medienberichten soll Staley noch im Jahr 2015 auf der Epstein-Yacht zu dessen Insel gefahren sein. Danach habe er den Kontakt zu ihm eingestellt, behauptet Staley.
Direktorium stärkt Staley den Rücken
Das Direktorium von Barclays stellte sich am Donnerstag hinter den 63-jährigen Bankchef. Das Board of Directors schrieb, es glaube, „dass Herr Staley ausreichend transparent war gegenüber dem Unternehmen, was die Art und den Umfang seiner Beziehung mit Herrn Epstein angeht“. Staley habe deshalb weiterhin das volle Vertrauen des Direktoriums. Es werde ihn einstimmig für eine Wiederwahl auf der anstehenden Hauptversammlung empfehlen.
Staley ließ sich am Donnerstag mit den Worten zitieren: „In der Rückschau, mit all dem Wissen, das wir heute haben, bedauere ich zutiefst, dass ich je eine Beziehung zu Herrn Epstein hatte.“ Die „New York Times“ hatte vergangenes Jahr geschrieben, dass Epstein „Dutzende“ reiche Kunden zu J.P. Morgan gelotst habe, als Staley dort arbeitete.
Epstein-Beziehungen haben in Großbritannien zuletzt vor allem Prinz Andrew, den jüngeren Sohn der Königin, in schwerste Bedrängnis gebracht. Der in New York lebende Multimillionär Epstein war über Jahrzehnte in der internationalen Geschäftswelt und der High Society bestens vernetzt. Prinz Andrew besuchte Epstein, nachdem dieser als verurteilter Sexualstraftäter 2008 und 2009 eine Gefängnisstrafe abgesessen hatte. Zudem gibt es Vorwürfe gegen ihn, dass er selbst Sex mit einem minderjährigen Mädchen gehabt haben soll, das ihm Epstein vermittelt habe.
Im Trubel um die Epstein-Ermittlungen gingen Barclays Geschäftszahlen weitgehend unter. Die Bank meldete einen über den Erwartungen liegenden Gewinn von 6,2 Milliarden Pfund (7,3 Milliarden Euro). Dennoch sank der Aktienkurs am Donnerstagmorgen an der Londoner Börse um mehr als 3 Prozent.