Rechte an Musik von Avicii : Von Abba-Avataren bis zu DJ-Stars
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Avicii im August 2015 in Helsinki Bild: dpa
Pophouse Entertainment steht hinter der Avatar-Show von Abba. Jetzt hält es auch den Mehrheitsanteil an den Aufnahmen- und Autorenrechten von Avicii. Es ist nicht der erste große Katalog-Deal des Unternehmens.
Seit Ende Mai stehen Abba wieder auf der Bühne. Allerdings bekanntlich als digitale Abbilder, die in einer eigens gebauten „Abba-Arena“ in London „auftreten“. Maßgeblich verantwortlich für das aufwendige Projekt ist Pophouse Entertainment . Ein schwedisches Unternehmen, gegründet von Abba-Mitglied Björn Ulvaeus und Conni Jonsson – seines Zeichens Gründer der Beteiligungsgesellschaft EQT .
Seit 2019 unter der Leitung des ehemals fürs Schwedengeschäft von Universal Music verantwortlichen Managers Per Sundin, steht Pophouse auch hinter dem Abba-Museum. Erst im Juli feierte obendrein ein Pippi-Langstrumpf-Musical Premiere. Doch das Unternehmen ist auch auf einem ganz anderen Feld aktiv. So übernahm Pophouse Ende März die Rechte an den Aufnahmen sowie die Autorenrechte der Elektro-Gruppe Swedish House Mafia. Teil des Deals war ein Gemeinschaftsunternehmen, um die Marke in Zukunft gemeinsam zu vermarkten. Über finanzielle Details wurde – wie bei den meisten Katalogdeals – nichts mitgeteilt. Das gilt ebenso für die jüngste Akquisition des Unternehmens.
Eltern von Avicii behalten 25 Prozent
Am Mittwoch gab Pophouse bekannt, 75 Prozent der Rechte an den Aufnahmen sowie 75 Prozent der Autorenrechte von Avicii zu übernehmen. Der Star-DJ und Musikproduzent, mit bürgerlichem Namen Tim Bergling, war 2018 im Alter von 28 Jahren tot aufgefunden worden. Auch hier soll die weitere Vermarktung über ein Joint Venture laufen.
Von Klas Bergling und Anki Lidén, den Eltern des Künstlers, hieß es, der Verkauf stelle langfristige die Finanzierung der 2019 gegründeten Tim Bergling Stiftung sicher, auf deren Arbeit sie sich konzentrieren wollten. Die Stiftung fokussiert sich auf die Unterstützung der psychischen Gesundheit junger Menschen und die Aufklärung über psychische Erkrankungen. Pophouse hatte schon zuvor in Zusammenarbeit mit der Familie ein interaktives Avicii-Museum aufgebaut. Zudem war es Per Sundin, der Bergling 2010 bei Universal Music unter Vertrag genommen hatte.
In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Künstlerinnen und Künstler von Bruce Springsteen, über Shakira, Bob Dylan, Stevie Nicks bis hin zu David Guetta, Neil Diamond, Tina Turner und diversen weiteren Rechte an ihrem Schaffen verkauft. Springsteen hatte Ende vergangenen Jahres die Rechte an seinen Aufnahmen an Sony Music abgetreten, die Rechte an den zugrundeliegenden Texten und Kompositionen gingen an Sonys Verlagssparte und die US-Holding Eldridge Industries. Der Verkauf gilt als größter Katalog-Deal eines einzelnen Künstlers. In Branchenmedien war die Rede von einem Preis in Höhe von 500 bis 550 Millionen Dollar. Seit einigen Monaten verhandeln auch Pink Floyd über einen möglichen Verkauf eines Rechtepakets.
Das primär durchs Streaming befeuerte Wachstum der Musikbranche und die Aussicht auf immer neue Vermarktungsmöglichkeiten haben auch Finanzriesen wie KKR, Blackstone oder Apollo Global Management (wieder) auf das Feld aufmerksam werden lassen, was die Preise in die Höhe getrieben hatte. Die steigenden Zinsen dürften diese tendenziell senken, der grundsätzliche Reiz von beliebten Musikkatalogen bleibt aber bestehen.
Auch Verkäufe von Erben hatte es in jüngster Vergangenheit gegeben. Anfang 2022 erwarb etwa Warner Music die Autorenrechte von David Bowie, während sich das Investmentunternehmen Hipgnosis über einen von Blackstone finanzierten Fonds Anteile an Texten und Kompositionen Leonard Cohens gesichert hat.