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Karstadt : Die Zitterpartie geht weiter

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Im Umbau: die angeschlagene Warenhauskette Karstadt Bild: dpa

Der Aufsichtsrat von Karstadt hat in seiner ersten Sitzung nach dem Eigentümerwechsel nicht beschlossen, welche Filialen der Warenhauskette geschlossen werden sollen. Dass alle Standorte erhalten werden, bleibt aber Illusion.

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          Für die rund 17.000 Karstadt-Mitarbeiter hält die Zitterpartie an. Auch in der ersten Aufsichtsratssitzung nach dem Eigentümerwechsel von Nicolas Berggruen zu der österreichischen Signa-Gruppe des Immobilieninvestors René Benko wurden noch keine konkreten Beschlüsse hinsichtlich der Schließung defizitärer Warenhäuser und dem damit verbundenen Arbeitsplatzabbau gefasst. In dem mehr als achtstündigen Sitzungsmarathon hatte das auf der Anteilseignerseite neu besetzte Gremium über ein Sanierungskonzept für das noch immer tief in der Krise steckende Warenhausunternehmen beraten, präsentiert von dem derzeitigen Alleingeschäftsführer und Finanzchef Miguel Müllenbach.

          Die erfolgreiche Sanierung sei zwingend von der Umsetzung umfassender operativer und struktureller Maßnahmen abhängig, wurde im Anschluss an die Sitzung der Ernst der Lage aufgezeigt. Die seit 2011 verfolgte Strategie sei wirtschaftlich fehlgeschlagen, wird indirekt der ehemalige Karstadt-Chef Andrew Jennings kritisiert. Eine weitere Fortführung dieses Kurses würde die Verluste weiter ansteigen lassen. Das Management strebt nun eine Senkung von Personal- und Sachkosten an. Die Maßnahmen umfassen demnach eine Rentabilitätsverbesserung des Filialportfolios bis hin zur Schließung von Filialen. Der Verweis darauf, dass Wettbewerber mit mehr als 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher arbeiteten, lässt nichts Gutes für die Belegschaft erahnen. Operativ will sich die Warenhausgruppe in den verbleibenden Häusern mit den Sortimenten wieder stärker auf das jeweilige regionale und lokale Umfeld einstellen. Jennings wird angelastet, Stammkunden mit zu flippigen internationalen Marken vergrault zu haben.

          Unmittelbar vor Beginn des Treffens hatte die Arbeitnehmerseite nochmals darauf gepocht, die Belange der Beschäftigten zu berücksichtigen. Eine Standort- und Beschäftigungssicherung sei ein Kern der Forderungen, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt. Dass die angeschlagene Warenhausgruppe an allen Standorten festhält, ist indes längst Illusion. So hat der Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Fanderl schon vor Wochen in dieser Zeitung angekündigt, dass mehr als 20 der noch 83 Filialen wegen mangelnder Rentabilität auf dem Prüfstand stehen und auch in Verwaltung und Logistik erheblichen Einschnitten erforderlich werden. Es ist zu erwarten, dass die nächste Aufsichtsratssitzung am 23. Oktober mehr Klarheit über das Ausmaß der Sanierungsschritte bringen wird. Bis dahin soll auch feststehen, wie das neue Führungsteam aussehen wird, nachdem die Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt im Frühsommer das Handtuch als Karstadt-Chefin geworfen hatte. Die Signa Holding hatte das verlustreiche Unternehmen erst vor einem Monat von dem Deutsch-Amerikaner Berggruen für einen symbolischen Euro übernommen.

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