Aufholen nach Pannenjahren : Apobank kämpft mit Abbau hoher Kosten
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Die deutsche Apotheker- und Ärztebank will mit den Problemen der vergangenen beiden Jahre abschließen. Bild: picture alliance / Bildagentur-o
Das größte genossenschaftliche Institut des Landes blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Zwar sollen sich die Kosten des Instituts nicht verringern, ertragsseitig möchte man aber Effizienzen heben.
Zwei Jahre lang rang die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) mit Problemen, die ihre Kosten in die Höhe trieben. Dabei meldete sie durch die Pandemie nicht einmal große Verwerfungen. Vielmehr sollte man meinen, dass Heilberufe in den vergangenen beiden Jahren gefragter waren denn je. Just in diesen Zeitraum fiel aber die Umstellung des Kernbankensystems, die schwere IT-Probleme in den Betriebsabläufen und im Kundengeschäft der Bank hervorrief. Außerdem flatterte im Dezember 2020 noch eine Nachforderung des Finanzamtes Düsseldorf ins Postfach der Apobank. Kurzzeitig hatte das Geldhaus als Depotbank für die Cum-ex-Geschäfte der Warburg Invest fungiert. Im Geschäftsjahr 2021 zahlte sie deshalb 48,8 Millionen Euro Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag für das Jahr 2010 nach.
Nun soll der ärgste Teil des Spuks aber vorbei sein. Zwar würden die Kosten nicht signifikant sinken. 2021 belief sich der Aufwand auf 715 Millionen Euro, etwa 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr, und in diesem Jahr müsse man sich darauf konzentrieren, auf der Strecke Gebliebenes nachzuholen. Prozesse müssen optimiert, Effizienzen gehoben werden, sagte der Vorstand der Bank auf ihrer Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. Aber steigen sollen die Kosten auch nicht mehr. Ein Kostenpunkt, der bereits verringert werden konnte, ist die Risikovorsorge aus dem operativen Geschäft, welche im vergangenen Jahr von 40,1 Millionen Euro auf 14,3 Millionen Euro abgebaut wurde. Reserven wurden dagegen stark erweitert, von 33,4 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 49,5 Millionen Euro 2021.
Auf der Ertragsseite konnte der Einbruch des Zinsergebnisses um 8,7 Prozent nur teilweise mit einer Verbesserung des Provisionsüberschusses um 4,7 Prozent aufgefangen werden. Auf das Zinsergebnis drückten auslaufende Altkredite, die mit schlechter verzinsten Neukrediten ersetzt wurden. Außerdem sah man in der Baufinanzierung genauer hin, nahm weniger Gesuche an, achtete dafür aber auf eine höhere Marge. Gestützt wurde das Zinsergebnis durch TLTRO-Geschäfte mit der Europäischen Zentralbank. Aus den Refinanzierungsgeschäften, die sich für 2020 und 2021 auf insgesamt 7,5 Milliarden Euro beliefen, erhielt die Bank eine Bonifikation in Höhe von 48 Millionen Euro. Zusammen mit sonstigen Erträgen kommt die Apobank auf einen Gesamtertrag von 903 Millionen Euro. 2021 musste die Bank somit 79,8 Cent aufwenden, um 1 Euro zu verdienen.
Wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie und des Ukrainekrieges will die Apobank keine Prognose für das laufende Jahr herausgeben. Dabei sorgen die ersten drei Monate für Optimismus. Fokussieren möchte man sich im Geschäft auf die Finanzierungen von Existenzgründungen und Bau. In der Vermögensverwaltung sollen neue Angebote entstehen, bei denen man auf das eigene Spezialwissen am Gesundheitsmarkt zurückgreifen will. Konkrete strategische Maßnahmen will die Bank erst zur Vorstellung ihres Halbjahresergebnisses vorstellen. Da der neue Vorstandsvorsitzende, Matthias Schellenberger, erst zum 1. März 2022 seinen Posten antrat und ein Großteil des Vorstandes im vergangenen Jahr ausgetauscht wurde, will man sich erst gemeinsam einarbeiten. Ebenso wollte man die Entwicklung der Kundenzahl im vergangenen Jahr nicht beschreiben, da das neue Kernbankensystem noch keine scharfe Definition erlaube, was überhaupt ein „Kunde“ sei. Das Vertrauen aller „Kunden“ gelte es aber in diesem Jahr zurückzugewinnen, nachdem ihnen sehr viel zugemutet wurde. Unter anderem wurde ein Kundenbeirat eingerichtet, der bei der Produktentwicklung beratend zur Seite stehen soll. Zum Ende des laufenden Jahres soll der Beirat 200 Mitglieder zählen.