Anshu Jain und Jürgen Fitschen : „Wir sind geholt worden, um den Wert der Bank zu steigern“
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In der Repräsentanz der Bank Unter den Linden in Berlin: Anshu Jain und Jürgen Fitschen Bild: Matthias Lüdecke
Der Graben zur Realwirtschaft soll zugeschüttet werden, der Aktienkurs zulegen und die Bank international wieder in die Weltspitze aufsteigen. Die beiden neuen Vorstandschefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, legen im Gespräch mit der F.A.Z. ihre ehrgeizigen Ziele dar.
Herr Jain, Herr Fitschen, wie würden Sie Ihre jeweiligen Führungsstile beschreiben?
Fitschen: Wir teilen uns die Verantwortung für alle Entscheidungen gemeinsam mit den anderen Mitgliedern unseres Vorstands, im Einklang mit den Vorschriften des deutschen Aktiengesetzes. Persönlicher formuliert: Anshu und ich haben schon über elf Jahre hinweg gut im GEC, dem Group Executive Committee der Bank, zusammengearbeitet. Wir kennen uns seit 14 Jahren. Das ist ausreichend Zeit, um herauszufinden, ob man gut miteinander auskommt. Natürlich muss das, wie in jeder Beziehung, mit gegenseitigem Vertrauen und Respekt verbunden sein. Diese Frage haben wir uns gestellt und haben uns darauf eine sehr eindeutige Antwort gegeben. Zudem ergänzt sich unser beruflicher Hintergrund sehr gut: Wir haben beide Erfahrung in den drei für unser Geschäft entscheidenden Regionen – in Europa, Asien und Amerika.
Jain: Ja, wir ergänzen einander gut. Und uns verbindet ein gemeinsames Wertegerüst. Bei vielen Themen denken wir in die gleiche Richtung. Natürlich gibt es auch Unterschiede, aber die Art und Weise, wie wir Probleme analysieren und Entscheidungen fällen, ist doch sehr ähnlich.
Für den Fall, dass es in Ihrer bisherigen Zusammenarbeit auch schon Streitigkeiten gegeben hat: Können Sie uns nicht einmal schildern, wie Sie sich da durchgewurstelt haben?
Fitschen: Wir hören einander zu und entscheiden dann, wenn der eine den anderen überzeugt hat, gemeinsam. Das ist doch völlig normal – und zeigt ja auch, dass wir in allen Punkten nicht schon im Vorhinein dieselbe Meinung haben. Das ist Teil des regelmäßigen Dialogs, der uns sehr wichtig ist. Am Ende sprechen wir mit einer Stimme – in der Bank und außerhalb der Bank.
Und wie viele Schwierigkeiten erwarten Sie schon allein durch den Übergang zu einem völlig neuen Führungsteam in der Bank?
Fitschen: Nicht so viele, wie Sie durch ihre Frage suggerieren. (lacht)
Nun, aus der Bank hat man rund um den Übergang von Josef Ackermann zu Ihnen ja auch manches Negative gehört. Die Kommentare mündeten stets in die Unterstellung, die Bank werde nun von den in London beheimateten Investmentbankern übernommen, also von „Anshus Army“.
Jain: Es gibt nicht eine Entscheidung, über die wir zuvor nicht gemeinsam lange diskutiert hätten und über die wir zuvor nicht vollständiges Einvernehmen erzielt hätten. Diejenigen, die letztlich in Führungspositionen im Vorstand und im GEC berufen worden sind, arbeiten im Durchschnitt seit 15 Jahren für die Deutsche Bank. Damit hatten wir beide genug Zeit, die jeweiligen Personen gut kennenzulernen. Für diejenigen, die die Bank gut kennen, waren die Entscheidungen nicht überraschend.
Und niemand ist von außerhalb gekommen...
Fitschen: Wir haben damit demonstriert, dass es sich lohnt, gegenüber der Bank loyal zu sein, dass wir unsere Talente fördern, und das über die gesamte Bank hinweg. Wir haben für alle unsere Personal- und Organisationsentscheidungen auf das gesamte, sehr tiefe und breite Talentreservoir der Deutschen Bank zurückgegriffen. Das heißt nicht, dass das für immer so bleiben wird. Aber zunächst waren uns diese Berufungen eine wichtige Botschaft. Sie unterstreichen, dass dieses Institut eine breite Basis erstklassiger Führungskräfte hat.
Und diese Botschaft wurde in der ganzen Bank verstanden?