Die vier alten Fabrikschlote am Mittellandkanal sind das Symbol des VW-Standorts Wolfsburg. Die Stadt entstand um die Werke des Autoherstellers herum. Bild: dpa
Kein anderer Ort in Deutschland hängt so stark von einem Konzern ab wie Wolfsburg von VW. Corona, Halbleitermangel und Umbrüche im Konzern sorgen für Unruhe und Unsicherheit. Aber es gibt auch Hoffnung.
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Bruno Corigliano ist mit seiner „Tunnelschänke“ ein zuverlässiger Gradmesser für die Stimmung in Wolfsburg. Seine Kult-Kneipe liegt am südlichen Ende einer Fußgängerunterführung unter dem Mittellandkanal. Dort strömen normalerweise Tag für Tag viele Arbeiter von Volkswagen heraus und gönnen sich ein Feierabendbier, wenn im Stammwerk des Autokonzerns auf der anderen Seite des Tunnels eine Schicht endet. Derzeit ist aber alles anders. Denn wegen Kurzarbeit in der Produktion kommen wenig Leute vorbei, und wenn, dann äußern sie oft Sorge um ihre Stellen. „Die Menschen sind verunsichert und haben Angst um ihre Zukunft“, sagt der 69 Jahre alte Corigliano.
Noch nie in der Geschichte des wichtigsten Standorts im VW-Produktionsnetz gab es eine so lange Phase der Kurzarbeit. Schuld ist der globale Mangel an Steuerungschips, der dafür sorgt, dass die Bänder immer wieder stillstehen. Zwar stockt VW das Kurzarbeitergeld seiner Beschäftigten auf 100 Prozent auf, weshalb sich die finanziellen Folgen bislang in Grenzen halten. Trotzdem ist die Sorge in der Stadt und der Region groß. Denn neben der Halbleiterkrise streiten Betriebsrat und Management um mehr Effizienz im Stammwerk, was den Konzern abermals in eine Führungskrise gestürzt hat. Auch von Stellenabbau ist die Rede, denn die schwache Auslastung wird sich möglicherweise nicht schnell verbessern. Eine neue E-Auto-Fabrik am Standort soll jetzt Beschäftigung sichern. Alles in allem sei die Lage aber weiter angespannt, meint Corigliano, der schon länger wegen Schwierigkeiten mit dem Mietvertrag um die Existenz seiner Kneipe bangt. Derzeit hat er noch geöffnet und gibt die Hoffnung nicht auf.
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