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Traktor-Manager : Warum Strafzölle amerikanischen Bauern die Laune verderben

Die Politik erschwert das Agco-Geschäft in Russland – aber der Landmaschinenhersteller will in dem Land mit dem riesigen Agrarsektor präsent bleiben. Bild: Agco

Amerikanische Strafzölle auf Stahl aus Europa treffen auch Bauern aus Amerika, warnt der Europa-Chef des Traktorenhersteller Agco. In Deutschland läuft das Geschäft dagegen hervorragend. Auch dank des digitalen Bauern.

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          Rob Smith, der Europa-Chef des amerikanischen Landmaschinenherstellers Agco, ist ein überzeugter Anhänger von offenen Märkten. „Wir stehen für freien Handel“, sagt der Deutschamerikaner im Gespräch mit der F.A.Z. und geht damit auch auf Distanz zur Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Die von Trump ausgesprochenen Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium machten am Ende auch die Traktoren und Maschinen der unter dem Agco-Dach versammelten Marken wie Fendt und Massey Ferguson teurer. Damit bekämen ausgerechnet die Landwirte die Folgen von Trumps protektionistischer Handelspolitik zu spüren, obwohl gerade sie zu den potentiell wichtigen Wählergruppen des republikanischen Präsidenten gehören. Zwar hat Trump nun die Zollausnahmen für die Europäische Union noch einmal bis Anfang Juni verlängert, doch das Thema bleibt eine Bedrohung. Dasselbe gilt – vielleicht sogar in noch größerem Ausmaß – für die chinesischen Vergeltungszölle von 25 Prozent auf amerikanische Soja-Einfuhr, einem der wichtigsten Exportartikel der Farmer. „Unsere Kunden sind in großer Aufregung“, beschreibt Smith die Stimmung innerhalb seiner Klientel.

          Sven Astheimer
          Verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung.
          Carsten Knop
          Herausgeber.

          Während Wirtschaftsverbände in Amerika weiterhin für Freihandel werben, ist von einzelnen Unternehmen nur selten direkte Kritik an der Wirtschaftspolitik des Präsidenten zu hören. Zu groß scheint die Furcht, es sich mit dem Präsidenten zu verscherzen. Agco gehört in diesem Punkt zu den Ausnahmen. Dessen Vorstandsvorsitzender Martin Richenhagen, eigentlich eher den Republikanern nahestehend, hatte nach Trumps Wahl zunächst noch dafür geworben, dem Präsidenten eine faire Chance zu geben. Mittlerweile hat er sich aber deutlich distanziert und Trump einen Populisten genannt. Im März schied der gebürtige Kölner auf eigenen Wunsch aus einem Beratergremium des Präsidenten zur Afrika-Politik aus, weil es dort statt um Entwicklungspolitik nur noch um Exportförderung gegangen sei. Außerdem war Richenhagen über den Stil des Rauswurfs von Außenminister Rex Tillerson per Kurznachrichtendienst Twitter verärgert, was ihn zur Vermutung brachte, Trump brauche möglicherweise ärztliche Hilfe.

          Doch nicht nur der heimische Markt gibt der Agco-Führung Rätsel auf. „Der Trend zu Protektionismus und Abschottung macht uns Sorgen“, sagt der Europa-Statthalter Smith. Man bedaure auch die Brexit-Entscheidung der britischen Bevölkerung sehr. Wegen der britischen Liebe zum Isolationismus (in diesem Fall wegen der Entscheidung, nicht den Euro einzuführen) hat der Konzern schon seine Europa-Zentrale aus dem englischen Coventry in die Schweiz verlegt: geblieben ist nur die Landesgesellschaft. Das Vereinigte Königreich ist mit 11 Prozent Umsatzanteil immerhin der drittgrößte Einzelmarkt für Agco in Europa, sogar Prince Charles gehört zu den Kunden und fährt Massey Ferguson.

          Deutlich wichtigere Absatzmärkte sind allerdings Deutschland (mit 21 Prozent) und Frankreich (18). In beiden Ländern betreibt Agco zudem große Produktionsstätten. Für Smith sind die vermeintlich hohen Standortkosten kein Problem: „Wenn man innovativ ist, kann man auch in Hochlohnländern nachhaltig produzieren.“ Allein in der Fendt-Fabrik in Marktoberdorf im Allgäu arbeiten rund 3000 Mitarbeiter – mehr als ein Viertel der europäischen Belegschaft. Smith spricht begeistert von der „modernsten Traktorenfabrik der Welt“. Mehr als 300 Millionen Euro hat sich der Konzern das Werk kosten lassen. Der in Deutschland häufig beklagte Fachkräftemangel ist für Smith ebenfalls kein Problem, man finde genügend qualifizierte Leute. „Ich mache mir um die deutschen Werke keine Sorgen.“

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