Amazon Go : Ein Supermarkt ohne Kasse
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Supermärkte ohne Kasse: Ein Mitarbeiter in einem Amazon Go-Supermarkt in Seattle Bild: AP
Einkaufen ganz ohne Kasse und Kassenpersonal – das war bisher nur in kleinen Läden von Amazon Go möglich. Jetzt eröffnet mit „Go Grocery“ der erste größere Supermarkt. Und Amazon will weiter wachsen.
Vor zwei Jahren sorgte der Online-Händler Amazon.com mit der Eröffnung eines Geschäfts für Furore, das ganz ohne Kassen und Kassenpersonal auskommt. Er nannte den Laden „Amazon Go“ und machte daraus schnell eine Kette, die mittlerweile rund 25 Filialen in den Vereinigten Staaten hat. Die Geschäfte sind mit einer Fläche von üblicherweise weniger als 200 Quadratmetern sehr klein, und ihr Sortiment ist überschaubar. Aber von Anfang an stellte sich die Frage, ob der Konzern diese futuristische Technologie auch in größeren Läden zum Einsatz kommen lässt, zum Beispiel an den rund 500 Standorten der Supermarktkette Whole Foods, die ihm seit knapp drei Jahren gehört.
Jetzt bringt Amazon das Konzept tatsächlich in eine neue Dimension: Am Dienstag eröffnete das Unternehmen in seiner Heimatstadt Seattle einen neuen Supermarkt namens „Go Grocery“, der seinen Kunden kassenloses Einkaufen ermöglicht, aber mit einer Fläche von knapp 1000 Quadratmetern rund fünf Mal so groß wie die bisherigen „Go“-Märkte ist und auch über ein viel breiteres Sortiment verfügt. Er ist zwar noch immer deutlich kleiner als typische Filialen großer Händler wie Walmart, aber offenbar sieht Amazon noch viel Luft nach oben.
Der für „Amazon Go“ verantwortliche Dilip Kumar sagte dem „Wall Street Journal“, Amazon habe viel dazugelernt und sehe keine Obergrenze. Die Technik könnte eines Tages auch in Geschäften im Einsatz sein, die fünf oder zehn Mal so groß sind wie der jetzt eröffnete Supermarkt. Die Zeitung berichtete weiter, dass Amazon auch versucht, die Technik an andere Unternehmen zu lizenzieren. Dabei werde zum Beispiel auf Geschäfte an Flughäfen abgezielt, und es gebe schon Gespräche mit möglichen Partnern.
Kassenpersonal soll neue Aufgaben bekommen
In den kassenlosen Märkten von Amazon können Kunden einfach das Geschäft verlassen, wenn sie die gewünschten Waren aus dem Regal genommen haben, die Bezahlung erfolgt automatisch. Möglich wird das durch eine komplexe und teure Technologie. In den Läden sind Hunderte von Kameras an den Decken installiert, die Regale sind voller Sensoren, die registrieren, welche Artikel Kunden herausnehmen oder auch wieder zurücklegen. Gerade weil die Technologie so aufwendig ist, galt es bislang als fraglich, ob sie praktikabel für größere Geschäfte ist.
Wenn Amazon nun Größe nicht mehr als Hindernis sieht, könnte das Diskussionen neue Nahrung geben, die von Anfang an rund um die Idee kassenloser Märkte geführt wurden. Etwa was deren Verbreitung für die Zukunft der vielen Menschen bedeuten würde, die heute an Kassen von Supermärkten oder anderen Geschäften arbeiten. Amazon selbst hat argumentiert, für das heutige Kassenpersonal würden sich in den Läden andere Rollen finden.
„Amazon Go“ ist eine von vielen Initiativen, mit denen Amazon in jüngster Zeit in den stationären Handel drängt. Lebensmittel sind dabei der wichtigste Schwerpunkt. Separat von Whole Foods plant Amazon eine Supermarktkette, deren erste Filiale in diesem Jahr in Los Angeles eröffnet werden soll. Das Unternehmen hat auch eine Kette eigener Buchläden aufgebaut.