Umbau der Lieferflotte : Amazon bestellt 1800 Elektrofahrzeuge bei Mercedes
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1200 Elektrolieferwagen vom Typ eSprinter hat Amazon bei Mercedes bestellt. Bild: Daimler AG
Amazon-Chef Jeff Bezos plant den Aufbau der „nachhaltigsten Transportflotte der Welt“. Davon profitiert auch der deutsche Autohersteller. Doch künftig muss Daimler mit großer Konkurrenz rechnen.
Amazon ist längst der größte Onlinehändler der Welt und wächst dank Corona noch schneller. Davon profitiert unter anderem Daimler: die Mercedes-Transporter machen einen bedeutenden Teil der Lieferflotte von Amazon aus. Jetzt hat Mercedes von Amazon einen Großauftrag über 1800 Elektrofahrzeuge bekommen, die kurzfristig geliefert und in mehreren europäischen Märkten eingesetzt werden sollen.
„Wir werden uns beeilen, diese Fahrzeuge noch in diesem Jahr auf die Straße zu bringen“, wird Amazon-Gründer und -Chef Jeff Bezos in einer Mitteilung von Daimler zitiert. Bezos stellt den Auftrag in einen größeren Kontext: „Wir brauchen weiterhin Innovationen und Partnerschaften mit Auto-Herstellern wie Mercedes-Benz, um den Transportsektor zu dekarbonisieren und die Klimakrise zu bekämpfen.“ Seine Ambition sei der Aufbau der „nachhaltigsten Transportflotte der Welt“.
Ob das für Daimler längerfristig große Aufträge verspricht, ist unklar. Gleichzeitig mit der Gründung der Klimaschutz-Initiative „The Climate Pledge“ vor einem Jahr, in der sich die Teilnehmer verpflichten, bis zum Jahr 2040 ihre Unternehmen CO2-neutral zu machen, hatte Amazon sich zwar verpflichtet, künftig im großen Stil Elektro-Transporter einzusetzen.
Von Bestellungen bei Mercedes war aber lange nicht die Rede. Jetzt ist auch Daimler der Initiative beigetreten, was insofern passt, als Daimler-Vorstandschef Ola Källenius schon voriges Jahr mit dem Programm „Ambition 2039“ für die Mercedes-Sparte einen starken Fokus auf CO2-Einsparung gerichtet hat.
Konkurrent Rivian soll 100.000 Transporter bis 2030 liefern
Die jetzt von Amazon platzierte Order ist für Mercedes der größte Auftrag für Elektro-Transporter bisher. Einen beinahe so großen Auftrag über 1500 Transporter vom deutschen Versender Hermes hat der Stuttgarter Konzern freilich schon vor zwei Jahren bekommen und beinahe abgearbeitet. Auch Subunternehmen von Amazon arbeiten schon mit Elektro-Vans von Mercedes, zum Beispiel mit einer Flotte von 150 E-Vito-Lieferwagen am Verteilzentrum Essen.
Den kleinen Stadt-Lieferwagen E-Vito, von dem Amazon 600 Stück bekommen soll, gibt es seit knapp zwei Jahren. Mit der Batterie im Unterboden sei der Innenraum nicht eingeschränkt, heißt es bei Mercedes. Die Reichweite wird mit 421 Kilometern angegeben. Vom großen Sprinter, der seit knapp einem Jahr auf dem Markt ist, hat Amazon 1200 Stück bestellt. Die Reichweite dieser Hochdach-Kastenwagen ist mit 168 Kilometer viel geringer. Mercedes verspricht aber dank einer integrierten Schnelllade-Funktion, dass die Batterie innerhalb von 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen ist.
Künftig muss Daimler mit bedeutender Konkurrenz in diesem Markt rechnen. Amazon gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Finanziers des Elektro-Fahrzeugherstellers Rivian und hat sich auch vor wenigen Wochen wieder an der jüngsten Finanzierungsrunde im Volumen von 2,5 Milliarden Dollar beteiligt. Bis Ende des Jahrzehnts soll Rivian 100.000 Elektrotransporter an Amazon liefern, wurde voriges Jahr vereinbart. Allerdings gibt es die Fahrzeuge noch gar nicht. Erste Lieferwagen sind für 2021 angekündigt, im übernächsten Jahr sollen dann aber schon 10.000 E-Transporter von Rivian im Einsatz sein.