Kommentar : Dobrindts Luftakrobatik
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Verkehrsminister Dobrindt will Piloten nach der Germanwings-Tragödie unangekündigt auf Alkohol, Drogen und Medikamente testen. Ob sich so massive Persönlichkeitsstörungen aufspüren lassen, muss aber bezweifelt werden.
Für die Konsequenzen aus der Germanwings-Katastrophe nahm sich die Politik reichlich Zeit. Neun Monate nach dem Absturz des Airbus-Flugzeugs, bei dem der Kopilot 149 Menschen mit in den Tod riss, skizziert Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) jetzt seine Reformpläne. Er will Fluggesellschaften per Gesetz verpflichten, im Cockpit Kontrollen auf Alkohol- oder Drogenmissbrauch einzuführen. Die unangekündigten Tests sollen Hinweise auf die seelische Instabilität der Piloten liefern.
Ob sich damit auch massive Persönlichkeitsstörungen aufspüren lassen, die nach bisherigen Erkenntnissen die Ursache für die Germanwings-Tragödie waren, muss bezweifelt werden.
Zielführender ist es, das für die Flugtauglichkeit zuständige Luftfahrtbundesamt umfassend zu reformieren. In der Dobrindt unterstellten Behörde müssen interne Prozesse dringend überarbeitet werden, um das Aufspüren von „kritischen Kandidaten“ unter den Piloten zu ermöglichen.
Zu klären sind dann auch die Bedingungen, unter denen die Flugärzte von ihrer Schweigepflicht entbunden werden. Doch vor diesem heiklen Kraftakt schreckt Dobrindts Ministerium immer noch zurück.