Prognose angehoben : Investor Elliott beteiligt sich an SAP
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Zufrieden trotz Verlust: SAP-Vorstandschef Bill McDermott Bild: dpa
Europas größter Softwarekonzern muss einen Verlust melden, verspricht aber einen höheren Betriebsgewinn. Die Aktionäre jubeln – und jetzt kommt noch ein aktivistischer Investor.
Der aktivistische Investor Elliott hat einen Anteil an Europas größten Softwarekonzern SAP öffentlich gemacht. Die Beteiligung habe einen Wert von 1,2 Milliarden Euro, teilte Elliott am Mittwoch mit. Das sind knapp ein Prozent des aktuellen Börsenwertes des Walldorfer Konzerns von rund 130 Milliarden Euro. Der amerikanische Hedgefonds stellte hinter das SAP-Management. „Elliott unterstützt die heute bekannt gegebenen Initiativen vollumfänglich“, erklärte Elliott.
Der aktivistische Investor hat zuletzt unter anderem beim Industriekonzern Thyssen-Krupp, beim Energiekonzern Uniper und beim schwächelnden Anlagenbauer Gea von sich reden gemacht. Auch bei Thyssen-Krupp hatte Elliott einen „konstruktiven Dialog“ mit dem Management angekündigt. Danach traten in kurzer Folge zunächst Vorstandschef Heinrich Hiesinger und später auch der Aufsichtsratschef Ulrich Lehner zurück. Letzterer sprach danach öffentlich von „Psychoterror“ gegen das Management aus den Reihen der Aktionäre. Elliott war auch in anderen Fällen mit rüden Methoden in Verbindung gebracht worden. Für den Hedgefonds von Paul Singer ist es das erste Technologieinvestment in Europa.
Höhere Prognose
Nach einem unerwartet starken Jahresauftakt hatte SAP am Morgen zuvor höhere Betriebsergebnisse für 2019 und das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Auch seine operative Rendite will Europas größter Softwarekonzern mittelfristig weiter verbessern. „SAP wächst deutlich schneller als unsere Wettbewerber, sowohl im Kerngeschäft als auch in der Cloud“, sagte Vorstandschef Bill McDermott.
Die Umsätze in dem Zukunftsgeschäft mit Anwendungen und Daten, die im Internet gespeichert und bereitgestellt werden, lagen zu Jahresbeginn erstmals in einem Quartal über 1,5 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 48 Prozent. Die wichtigen neuen Cloud-Buchungen erhöhten sich mit währungsbereinigt 26 Prozent stärker als noch im Vorquartal mit 23 Prozent. Bis 2023 strebt SAP im Cloud-Geschäft eine Bruttomarge von bis zu 75 Prozent an, wie McDermott ankündigte.
Angesichts der guten Prognose gewann die SAP-Aktie am Mittwochmorgen rund 6 Prozent. Die operative Rendite soll sich bis 2023 weiter verbessern, jährlich im Durchschnitt um einen Prozentpunkt. „Das ist der magische Moment, auf den die Leute gewartet haben“, sagte McDermott. Im ersten Quartal lag die operative Marge bei 24 Prozent nach 23,5 Prozent vor Jahresfrist. Der Umsatz kletterte um 16 Prozent auf 6,12 Milliarden Euro.
Obwohl das Geschäft von SAP also brummt, haben hohe Kosten für einen laufenden Personalumbau dem Softwarekonzern zum ersten Mal seit langer Zeit unter dem Strich einen Verlust beschert. Das Minus belief sich im ersten Quartal auf 108 Millionen Euro nach 708 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Finanzchef Luka Mucic versicherte aber, dass damit der Großteil der Kosten realisiert worden sei. Er rechne in den Folgequartalen nicht mehr mit signifikanten Anpassungen. Auf das Gesamtjahr gesehen werde SAP schwarze Zahlen schreiben, versicherte Mucic am Mittwoch in Walldorf.
McDermott hatte zu Jahresbeginn den Abbau von 4400 der weltweit 96.500 Stellen angekündigt. Seither kommt der Konzern nicht zur Ruhe: Hochrangige Tech-Experten verließen das Unternehmen und zwei Vorstandsmitglieder kehrten SAP den Rücken. Trotz des Stellenabbaus will der Konzern zum Jahresende aber mehr als 100.000 Mitarbeiter beschäftigen.