Belegschaft entscheidet: Sie will weiter bei Airbus arbeiten
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Ein Airbus-Mitarbeiter verlässt das Gelände. (Symbolbild) Bild: REUTERS
Die Zukunft heißt Airbus. So haben die Mitarbeiter des Werks Varel entschieden - obwohl ein Investor ein spannendes Konzept vorgelegt hat. Nun muss das Werk restrukturiert werden.
Das Airbus-Werk Varel wird nicht verkauft, sondern soll innerhalb des Konzerns bleiben und restrukturiert werden. Diese Entscheidung hat nicht etwa das Management getroffen, sondern die Belegschaft selbst, genauer gesagt, die Gewerkschaftsmitglieder unter den Mitarbeitern, die am vergangenen Freitag und an diesem Montag zur Abstimmung aufgerufen waren. 74,5 Prozent der IG-Metall-Mitglieder unter den Beschäftigten stimmten für den Verbleib des Werkes Varel.
Abgestimmt haben 1173 Mitarbeiter, das sind 94 Prozent der Stimmberechtigten. Der Organisationsgrad in dem ostfriesischen Werk ist so hoch, dass damit auch fast die komplette Belegschaft abgestimmt hat.
Eine bequeme Entscheidung war das allerdings nicht. In einem viele Monate währenden Ringen um die Zukunft der Struktur des Airbus-Konzerns hatte sich die IG Metall just diese basisdemokratische Entscheidungsmöglichkeit herausgehandelt. Als potentieller Investor für das Werk stand der Zulieferer Mubea aus Nordrhein-Westfalen bereit, der in den vergangenen Wochen mit mehrfachen Besuchen von Topmanagern für seine Lösung geworben hatte.
Demnach hatte der Mittelständler in Varel die Chance gesehen, seine Abhängigkeit von der Autoindustrie zu verringern und das Geschäft mit der Flugzeugindustrie auszuweiten. Dazu sollte die Belegschaft in Varel in den nächsten Jahren auf 1450 Arbeitsplätze aufgestockt werden.
Emotionale Debatte über beide Konzepte
Dagegen wird der Verbleib innerhalb des Airbus-Konzerns nur mit einer Restrukturierung möglich sein, die eine Verkleinerung der Belegschaft von derzeit rund 1200 auf 1000 Mitarbeiter bis 2025 vorsieht. Allerdings war das kein Bedrohungsszenario für die aktiven Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigungen sind gemäß der Vereinbarung mit der IG Metall aus dem Januar bis 2030 beim Verbleib im Airbus-Konzern ausgeschlossen. Im Fall der Investorenlösung wären die Arbeitsplätze sogar bis 2033 garantiert worden.
Die Debatten über diese beiden Konzepte seien emotional geführt worden, aber zugleich mit einer großen Bewusstheit darüber, dass es um die Zukunftsperspektive für das Werk gehe, berichtete Daniel Friedrich, Chef der IG Metall Küste.
Jetzt werde man kurzfristig die Gespräche über die Restrukturierung des Werks Varel mit den Airbus-Verantwortlichen aufnehmen und hoffentlich im Mai zu einem Abschluss kommen, sagte Friedrich. Dann könnte wie geplant die neue Struktur von Airbus, über die so lange verhandelt wurde, zum 1. Juli umgesetzt werden.