Die Slum Gods und der Leerverkäufer
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Slum mit Luft nach oben: Nach dem Willen von Multimilliardär Adani sollen die Einwohner von Dharavi bald in Hochhäusern wohnen. Bild: AFP
Der indische Multimilliardär Gautam Adani will den größten Slum Asiens „entwickeln“. Die Bewohner fürchten Vertreibung. Nun hilft ihnen ausgerechnet ein Hedgefonds.
Die Slum Gods hatten nur eine Chance. Wollten sie überleben, mussten sie ihren Nachteil zum Vorteil verkehren: Die Jugendlichen, allesamt im wohl größten Slum Asiens aufgewachsen, schufen ihre Gruppe, um Touristen ihre Heimat der Hütten und Verschläge, des Kleingewerbes und der Hindu-Tempel zu zeigen – gegen ein paar Dollar führen sie Gäste durch Dharavi, das Slum-Viertel Mumbais. Corona hatte ihr Geschäftsmodell schon schwer geschädigt, denn gut zwei Jahre lang wagte sich kaum ein Ausländer nach Indien. Nun aber steht ihre Idee vor dem Aus. Denn der Slum Dharavi soll aufgelöst und planiert werden. Wo die Ärmsten der Armen sich bislang ein Leben aufbauten, hat nun der drittreichste Milliardär der Welt den Auftrag, Tabula rasa zu machen.
Dabei ist die „Shanty Town“ der mehr als 65.000 Familien wohl auch einer der am besten ausgestatteten, am besten organisierten Slums der Welt. Die Mafia verteilt abgezapften Strom und Wasser, das aus angebohrten Fernleitungen rinnt. Selbst der Müll bietet Arbeit. Er wird sortiert, gehäckselt, granuliert. Die Not macht aus Dharavi zugleich den größten Umweltzerstörer Bombays und den größten Recyclinghof der Metropole.
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