Indischer Milliardär : Adani kommt in Bedrängnis
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Gautam Adani Bild: AFP
Amerikanische Leerverkäufer nehmen den indischen Gründer aufs Korn. Der gerät immer stärker ins Zwielicht.
Bei der Wiederaufnahme des Aktienhandels nach dem Feiertag in Indien bekam das Konglomerat von Gautam Adani die Folgen der Angriffe aus Amerika richtig zu spüren: Die Kursverluste der börsennotierten Adani-Firmen summierten sich am Freitagnachmittag in Indien auf fast 50 Milliarden Dollar. Adanis Besitz fiel damit unter die Schallmauer von 100 Milliarden Dollar. Am Mittwoch hatten die Analysten des amerikanischen Leerverkäufers Hindenburg Research den Konzern des bis dahin drittreichsten Mannes der Welt angegriffen. Der Gründer ließ am Freitag rechtliche Schritte gegen Hindenburg ankündigen.
Darauf reagierten die Amerikaner eiskalt: „Wir haben eine lange Liste von Dokumenten, die wir in einem Prozess offenlegen lassen würden“, warnten sie. Der amerikanische Großinvestor Bill Ackman sekundierte: Hindenburgs Bericht sei „sehr glaubwürdig und außerordentlich gut recherchiert“.
Adanis Chefjurist Jatin Jalundhwala hingegen sprach von einem „vorsätzlichen und rücksichtslosen Versuch eines ausländischen Unternehmens, die Investorengemeinschaft und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, das Wohlwollen und den Ruf der Adani-Gruppe und ihrer Führungskräfte zu untergraben und den Aktienverkauf von Adani Enterprises zu sabotieren“.
Adani betrieb den Verkauf weiterer Anteile an Enterprises, dessen Auftakt für diesen Freitag angesetzt war, scheinbar, als wäre nichts geschehen. Die großen institutionellen Käufer – unter ihnen etwa die Abu Dhabi Investment Authority, Goldman Sachs, Nomura und Morgan Stanley – hatten ihm die Stange gehalten. Weite Teile seines Konzerns erlebten derweil ein Desaster.
Die Aktien von Adani Enterprises verloren bis Freitagnachmittag 14 Prozent ihres Wertes, andere Konzernfirmen sogar ein Fünftel. Der Kurs von Enterprises rangierte damit unter dem Ausgabepreis der neuen Papiere. Dementsprechend kauften Kleinanleger bislang nur gut ein Prozent der angebotenen Aktien, die vor der Attacke wohl schnell aufgegriffen worden wären. Auch kommen Indiens Aufseher nun nicht mehr umhin, den massiven Vorwürfen der Amerikaner nachzugehen.
Die indischen Regulatoren prüfen die Anlagen der Adani-Familie in Übersee, in Steuerparadiesen wie Mauritius – wo viele Inder ihr Geld hintragen, oft um es dort steuergünstig wieder zurück in die Heimat zu tragen. Hindenburg erklärte, dass die indische Gruppe schon zuvor „im Mittelpunkt von vier großen staatlichen Betrugsuntersuchungen stand, bei denen es um Geldwäsche, Diebstahl von Steuergeldern und Korruption in Höhe von insgesamt 17 Milliarden Dollar ging“. Adani-Finanzchef Jugeshinder Singh sprach hingegen davon, dass „die Vorwürfe untersucht und von den höchsten indischen Gerichten abgewiesen“ worden seien.
Am Freitag erreichte die Welle dann auch die indischen Banken, die Adani stützen. Der Index für die staatlichen Institute verlor in der Wirtschaftsmetropole Mumbai (Bombay) 6,6 Prozent. Die Analysten von CLSA schätzen, dass indische Banken für rund 40 Prozent oder rund 25 Milliarden Dollar der Verschuldung des Konzerns stehen – eine Summe, die unter dem Strich für sie zu verschmerzen wäre. „Die Volatilität im indischen Aktienmarkt aufgrund des Berichts ist sehr bedrohlich und hat bei den Bürgern Indiens ungewollte Ängste ausgelöst“, sagte aber Jalundhwala. Allein steht Adani noch lange nicht. Zumal sein ältester Sohn, der das Kerngeschäft des Konzerns steuert, mit Paridhi Shroff verheiratet ist. Die Anwältin ist die Tochter Cyril Shroffs, der mit seiner Kanzlei Cyril Amarchand Mangaldas der wichtigste Rechtsbeistand der indischen Unternehmerwelt und Superreichen des Subkontinents ist.