Achleitner mit Selbstkritik
- Aktualisiert am
Es war längst nicht alles gut: Paul Achleitner sieht einige Fehler bei der Deutschen Bank unter seiner Führung. Bild: dpa
Zehn Jahre war Paul Achleitner Chefkontrolleur der Deutschen Bank. In seiner letzten Hauptversammlung zieht er Bilanz.
Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Paul Achleitner, zieht eine selbstkritische Bilanz seiner zehn Jahre langen Amtszeit als Chefkontrolleur von Deutschlands größter Geschäftsbank. Das geht aus seiner vorab veröffentlichten Rede auf der Hauptversammlung am nächsten Donnerstag hervor. Unter seiner Aufsicht gab es mehrere Wechsel an der Vorstandsspitze, zudem war die Bank in mehrere Skandale wie Geldwäsche in Russland oder Zinsmanipulationen verwickelt, die Strafzahlungen in Milliardenhöhe nach sich zogen. „Auch ich habe die Startvoraussetzungen 2012 anders eingeschätzt, als sie sich heute in der Rückschau darstellen“, heißt es in dem Redetext. „Wer hätte damals denn gedacht, dass wir über die Jahre Milliardenbeträge für Rechtskosten, Strafen und Vergleichszahlungen aufwenden müssten – für Fälle, deren Ursache zum allergrößten Teil in der Vergangenheit lagen.“ Auch räumt er ein, dass „das überhöhte Selbstbild der Bank dem so dringend erforderlichen Wandel im Weg“ gestanden habe. Man sei auf so einigen Feldern besser als manche andere gewesen. Aber man sei eben nicht gut genug aufgestellt für eine Bankenwelt, die sich so rasant und fundamental veränderte, so Achleitner.
Der Chefaufseher betonte, dass er stets davon abgesehen habe, „frühere Managergenerationen“ zu kritisieren. Aber Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die zwischen 2012 und 2015 die Deutsche Bank in Doppelspitze führten, lässt Achleitner in seinem Manuskript jedenfalls unerwähnt. Erst über John Cryan, den Vorgänger von Christian Sewing, der seit 2018 die Deutsche Bank führt, äußert sich der Chefkontrolleur. Mit ihm habe die Restrukturierung begonnen. „Es ging darum, unsere Bank aufzurütteln und sie bereit zu machen für grundlegende Veränderungen. Und es galt, das Vertrauen in die Deutsche Bank wiederherzustellen – bei Regulatoren ebenso wie bei unseren Kunden und in der Gesellschaft.“ Cryans Arbeit habe Sewing fortgesetzt. „Wie erfolgreich er und sein Team diesen Plan abgearbeitet haben, zeigt sich darin, wo die Bank heute steht“, heißt es in Achleitners Manuskript.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo