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Telekom weist Vorwürfe zurück : Neuer Streit um Huawei im 5-G-Netz

Telekom wehrt sich gegen die Vorwürfe, Huawei-Komponenten gebunkert zu haben. Bild: dpa

Die Deutsche Telekom soll Komponenten von Huawei eingelagert haben, um US-Sanktionen zu umgehen. Der Konzern wehrt sich energisch gegen die Vorwürfe.

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          Die Deutsche Telekom wehrt sich gegen den Vorwurf, dass sie Huawei-Komponenten gebunkert habe, um amerikanischen Sanktionen gegen den chinesischen Netzwerkausrüster auszuweichen. „Diese Unterstellung entbehrt jeglicher faktischen Grundlage“, sagte ein Konzernsprecher.

          Helmut Bünder
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

          Der Streit dreht sich um einen Vertrag aus dem Jahr 2019. Darin sollen sich die beiden Unternehmen darauf verständigt haben, dass Huawei wichtige Bauteile in Europa auf Lager nimmt und verwaltet. Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ wollte sich die Telekom auf diese Weise gegen Lieferengpässe absichern, nachdem die US-Regierung den Verkauf amerikanischer Technik an Huawei aufgrund von Sicherheitsbedenken erschwert hatte.

          In Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern blieb der umstrittene chinesischen Netzwerkspezialist dennoch einer der wichtigsten Lieferanten für den Ausbau des 5-G-Netzes.

          Großteil des Telekom-Geschäfts in den USA

          Zwar verbannten ihn die deutschen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica O2 aus dem besonders sicherheitsrelevanten Kernnetz. Die Antennentechnik kommt aber immer noch zu großen Teilen von Huawei. Daneben setzen die Handy-Konzerne vor allem auf Ericsson und Nokia. Europäische oder deutsche Einfuhrbeschränkungen für Huawei-Bauteile gibt es bis heute nicht. Beim Einkauf bewegen sich die Netzbetreiber offensichtlich auf sicherem Grund. „Die Deutsche Telekom weist die Unterstellung einer Umgehung von Sanktionen mit Nachdruck zurück“, teilte der Konzern mit. Rechtliche Schritte würden geprüft. Dass der Konzern so energisch reagiert, könnte damit zu tun haben, dass er den größten Teil seines Geschäfts in den USA macht und sich dort keinen Reputationsschaden leisten kann.

          Wichtige Bauteile zu bevorraten, sei üblich, hieß es in der Branche. „Wir haben eine Sorgfaltspflicht, um den sicheren und reibungslosen Betrieb unserer Netze zu gewährleisten“, sagte der Telekomsprecher ohne auf den Huawei-Vertrag einzugehen. Das Unternehmen sei immer bemüht, mit allen großen Herstellern Verträge zur Absicherung der Lieferfähigkeit zu schließen. Details dazu würden „aus Wettbewerbsgründen“ nicht bekanntgegeben.

          Streit dürfte Anfang April wieder aufflammen

          Die deutschen Behörden schauen bei Huawei, das Spionagevorwürfe stets zurückgewiesen hat, inzwischen genauer hin: Neue Bauteile müssen seit 2021 einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden. Der Streit dürfte Anfang April wieder hochkochen. Dann müssen die Mobilfunker auf Geheiß des Innenministeriums offenlegen, welche kritischen Komponenten bereits in den Bestandsnetzen verbaut sind. Danach soll eine Ex-Post-Sicherheitsbewertung folgen.

          Komponenten auszutauschen, wäre technisch allerdings eine Herausforderung, weil 5G auf den Bestandsnetzen aufbaut und die Bauteile verschiedener Hersteller untereinander nicht kompatibel sind. Ein nachträgliches Huawei-Verbot stößt auch innerhalb der Bundesregierung auf Bedenken. Man werde nicht alles einfach wieder ausbauen können, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einem F.A.Z.-Interview gesagt: „Das Netz muss ja weiter funktionieren“. Auf Technik aus China ganz verzichten will bisher nur 1&1 beim Bau des geplanten vierten deutschen Mobilfunknetzes.

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