165 Millionen Euro : Hohe Strafe für Dachziegel-Kartell
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Das Bundeskartellamt hat erneut millionenschwere Geldbußen gegen Firmen der Baustoffindustrie verhängt. Im aktuellen Fall werfen die Bonner Wettbewerbshüter Herstellern von Tondachziegeln vor, mit Hilfe illegaler Absprachen auch Häuslebauern überhöhte Preise abgenommen zu haben. Als Konsequenz seien Geldbußen in Höhe von 165 Millionen Euro gegen Manager und Unternehmen der Branche verhängt worden, teilte die Behörde am Montag in Bonn mit. Ein erster Hersteller kündigte bereits eine Klage gegen das Bußgeld an.
„Die zum Teil hohen Bußgelder sollen ein bewusstes Signal setzen“, betonte Kartellamtschef Bernhard Heitzer. Die Baustoffindustrie sei in den vergangenen Jahren immer wieder durch Kartellabsprachen aufgefallen und habe „offenbar nichts dazugelernt“. Die Preisabsprachen schadeten „auch dem privaten Häuslebauer“, beklagte er. Das Kartellamt hatte in den vergangenen Jahren unter anderem auch gegen Firmen aus der Zementindustrie Geldstrafen verhängt.
Auf einem Verbandstreffen wurde ein „Energiekostenzuschlag“ beschlossen
Betroffen von den aktuellen Bußgeldern sind laut der Behörde unter anderem die Creaton AG und die Pfleiderer Dachziegel GmbH, die zum belgischen Etex-Konzern gehören, sowie eine Tochtergesellschaft des Wienerberger-Konzerns aus Österreich und eine ehemalige Tochter des Lafarge- Konzerns. Insgesamt seien sechs Unternehmen und acht Manager betroffen. Die Strafgelder für die konzerngebundenen Firmen lägen im „mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich“.
Hintergrund der Strafen seien Absprachen aus dem Jahr 2006. Damals hätten bereits im Frühjahr mehrere Konzerne „massive Preiserhöhungen“ beschlossen. Im Juli 2006 habe dann fast die gesamte Branche bei einem Verbandstreffen vereinbart, die Preise durch die Erhebung eines „Energiekostenzuschlages“ um vier bis sechs Prozent zu erhöhen. Im Dezember 2006 hatten dann Beamte des Kartellamts mehrere Firmen der Branche durchsucht. Zudem hatten zwei Unternehmen mit dem Kartellamt kooperiert - sie müssen nun weniger Strafe zahlen. Mehrere Mittelständler hätten die Vorwürfe bereits eingeräumt, hieß es weiter.
Die Bußgeldbescheide sind aber noch nicht rechtskräftig. Die Firmen können beim für Kartellfälle zuständigen Oberlandesgericht Düsseldorf Klage erheben. Die Creaton AG kündigte bereits Einspruch an. Creaton soll eine Geldstrafe von 66 Millionen Euro zahlen. Die Vorwürfe seien „nicht gerechtfertigt“, erklärte Creaton. Es habe 2006 wegen gestiegener Energiepreise nur „notwendige Preisanpassungen“ gegeben.