Gedrosselte Lieferungen : Uniper zapft Gasspeicher an
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Ein Uniper-Mitarbeiter am Gasspeicher des Unternehmens im bayerischen Bierwang. Bild: Reuters
Kein Gas aus Russland, hohe Preise am Spotmarkt – und kaum noch Geld in der Kasse: Um weiter liefern zu können, greift Uniper nun die eigenen Speicher an. Die Quittung dafür könnte im Winter kommen.
Der Uniper-Konzern greift wegen der gedrosselten Gas-Lieferungen aus Russland und der hohen Preise am Spotmarkt zur Versorgung seiner Kunden nun auf seine eigenen Gasspeicher zurück. „Wir reduzieren derzeit unsere eigens gebuchten Gasmengen in unseren Speichern, um unsere Kunden mit Gas zu versorgen und die Liquidität zu sichern“, sagte ein Uniper-Sprecher am Freitag.
Insgesamt verändert sich der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland kaum. Auch nach dem Stopp der russischen Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten sinkt der Speicherstand nicht signifikant, wenn man alle Speicher betrachtet. „Derzeit wird annähernd gleich viel Gas ein- und ausgespeichert“, berichtete die Bundesnetzagentur am Freitag in ihrem Lagebericht. Nach Informationen von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber GIE stieg der Füllstand der deutschen Speicher am Donnerstag um 0,01 Prozent, am Mittwoch war er um 0,06 Prozent gesunken.
Die Netzagentur hatte am Donnerstag gewarnt, die Entnahme von Gas erschwere es, die für den Winter notwendigen Speicherfüllstände zu erreichen und verringerten die Reserven für eine Mangellage. Um einen Mangel im Winter zu vermeiden, will Deutschland die Speicher so schnell wie möglich füllen. Laut Gesetz sollen sie bis zum 1. Oktober zu 80 Prozent und bis zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein. Zurzeit ist Deutschland davon weit entfernt: Die Speicher sind zu 64,5 Prozent gefüllt.
Tauziehen um Uniper geht weiter
Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach hatte in der Vergangenheit bereits angekündigt, dass sein Unternehmen möglicherweise die eigenen Speicher angreifen werde. Der mehrheitlich zur teilstaatlichen finnischen Fortum gehörende größte deutsche Gas-Importeur Uniper ist in die Krise geraten und hat die Bundesregierung um Hilfe gebeten. Gründe sind, dass Russland die Gaslieferungen nach Deutschland und Westeuropa gekürzt hat und die Preise auf dem Gasmarkt enorm gestiegen sind, während der Konzern gleichzeitig seine Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden erfüllen muss.
Im Ringen um die Zukunft des Unternehmens gibt es noch keinen Durchbruch. „Bislang wurden noch keine Entscheidungen getroffen“, teilte Fortum am Donnerstagabend mit. Die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen hatte zuvor mit deutschen Regierungsvertretern in Berlin gesprochen. Tuppurainen dringt dabei ebenso wie Fortum auf eine rasche Lösung. Offen ist, wie die finnische Regierung und Fortum in die Pflicht genommen werden.
„Wir müssen alle Optionen prüfen, um die Versorgungssicherheit und die Stabilität der europäischen Energiemärkte langfristig zu gewährleisten“, betonte Fortum-Chef Markus Rauramo. Er freue sich über die Unterstützung des finnischen Staats bei der Suche nach einer Lösung. „Zu diesem Zeitpunkt schließen wir keine Optionen aus“, hatte auch Tuppurainen gesagt, ohne ins Detail zu gehen. „Die Verhandlungen sind in einer intensiven und kritischen Phase.“ Fortum habe viel Kapital in Uniper investiert.