https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/union-will-in-diskussion-um-kohle-vorrang-von-wirtschaft-vor-oekologie-15599487.html

Streit um Kohleausstieg : Union: Wirtschaft muss vor Ökologie gehen

  • Aktualisiert am

Ein Arbeiter steht in einem Tagebau im Rheinischen Braunkohlerevier vor einem Schaufelradbagger, der Braunkohle abträgt. Bild: dpa

Wann raus aus der Kohle? Eine neue Kommission soll diese Frage bis Ende des Jahres beantworten. Um die Prioritäten des Gremiums ist Streit entbrannt. Es geht um tausende Arbeitsplätze und viele Milliarden Euro.

          2 Min.

          Um den Auftrag der Kohlekommission zur Planung des Braunkohleausstiegs gibt es Ärger. Der Wirtschaftsflügel der Union fordert einen Vorrang für ökonomische Fragen. „Der Umwelt- und Klimaschutz darf die Kommission nicht dominieren“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU). Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit müssten mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Den Grünen sind die Klimaschutz-Vorgaben dagegen nicht ehrgeizig genug.

          Das Gremium soll bis Ende dieses Jahres ein Enddatum für den Kohleausstieg festlegen. Die Mitglieder sollen zudem einen Pfad für den Abschied vom Strom aus Braunkohle abstecken und sicherstellen, dass Deutschland sein Klimaschutzziel für das Jahr 2030 einhält. Um die Besetzung und den genauen Auftrag gibt es allerdings seit Wochen Streit. Eigentlich sollte Ende April feststehen, wer in der Kommission sitzt.

          Grüne: „Rückwärtsgewandte Anliegen“

          Von den Grünen erntete Pfeiffer entschiedenen Widerspruch. „Statt weniger braucht die Kommission mehr Klimaschutz“, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock. „Statt die klimapolitische Notwendigkeit eines raschen und sozialverträglichen Kohleausstiegs anzuerkennen, überwiegen bisher rückwärtsgewandte Anliegen.“ Der bisherige Entwurf für das Mandat der Kommission sei nicht mit dem Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens im Einklang, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.

          Als Vorsitzende der Kommission sind bisher die frühere Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser (CDU), der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie der frühere sächsische Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) vorgeschlagen, aber noch nicht offiziell bestätigt. Umweltschützer bemängeln, dass dem Vorsitz Kompetenz in Sachen Klimaschutz fehlen würde, wenn es bei den dreien bliebe.

          „Kohle, nein danke“ : „Kohle, nein danke“: Tausende bei Klima-Demo in Bonn

          Unter anderem die Grünen hatten gefordert, schon im Mandat festzulegen, dass in den kommenden Jahren Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, um dem Klimaschutzziel 2020 näher zu kommen. Bis dahin soll Deutschland insgesamt 40 Prozent weniger CO2 auszustoßen als 1990. Das Ziel gilt aber als politisch nicht mehr durchsetzbar.

          Ein Entwurf für das Mandat der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ bezieht sich auf den Klimaschutzplan vom Jahr 2016. Daraus ergebe sich eine Verringerung der Emissionen aus der Energiewirtschaft um 61 bis 62 Prozent im Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 1990, heißt es in dem Entwurf. In einer älteren Fassung hatte gestanden, vorgegeben sei eine Reduktion der CO2-Emissionen aus der Kohlestrom-Produktion um 60 Prozent im Vergleich zu heute. Kritiker in Umweltschutzkreisen werten die Änderung als eine Abschwächung der klimapolitischen Ambitionen.

          Weitere Themen

          Der weite Weg zum Verbrenner-Aus-Aus

          Verbrenner-Streit beigelegt : Der weite Weg zum Verbrenner-Aus-Aus

          Zu den Details der Einigung im Streit um das Verbrennerverbot 2035 halten sich EU-Kommission und Verkehrsminister Wissing bedeckt. Klar ist aber: Wissing und die Fans des Verbrenners haben noch einen weiten Weg vor sich.

          Topmeldungen

          Olaf Scholz steigt im Juni 2022 im litauischen Vilnius aus dem Flugzeug.

          Die Reisen des Kanzlers : Warum fliegt Scholz so viel?

          Der Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass Olaf Scholz besonders viel durch die Welt reist. Manches politische Ziel lässt sich nur durch die direkte Begegnung mit Politikern anderer Länder erreichen – Umweltschutz hin oder her.
          Der zweimalige Torschütz gegen Peru: Niclas Füllkrug

          2:0 gegen Peru : Raus aus der Winterdepression

          Das DFB-Team muss sich nach der denkwürdigen WM in Qatar erst wieder finden. Mit dem Sieg gegen Peru ist der erste Schritt getan. Torschütze Füllkrug ist nicht mehr wegzudenken.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.