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Energie-Sanktionen : Putins Kohle

Der russische Präsident Putin Ende März in Moskau Bild: Mikhail Klimentyev/Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP

Das von der EU geplante Embargo russischer Kohle wird kaum an Deutschland scheitern. Denn die Abhängigkeit ist geringer als bei Erdgas.

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          Die Bundesregierung wird sich der Absicht der EU-Kommission, russische Kohle in das nächste Sanktionspaket aufzunehmen, kaum widersetzen. Die Berliner Idee, Energiesanktionen wegen angeblich katastrophaler Folgen für die deutsche Wirtschaft rundweg abzulehnen, wirkte von Beginn an ungeschickt und nicht dazu geeignet, Vertrauen in die deutsche Position im In- wie im Ausland zu erzeugen.

          Zu Beginn der Woche formulierte der alte deutsche Korporatismus noch rasch eine Auffanglinie, indem sich das Bundeswirtschaftsministerium mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften vor allem gegen ein Embargo russischen Erdgases wandten. Die nachteiligen Folgen eines raschen Stopps der Einfuhr aus Russland dürften bei Gas für die deutsche Wirtschaft am größten sein.

          Diversifizierung ist alternativlos

          Die Lieferungen aus Russland beschränken sich aber nicht auf Gas, sie umfassen auch Kohle und Öl. Hier ist die deutsche Abhängigkeit nun deutlich geringer als beim Gas und dementsprechend kann die Regierung eine größere Flexibilität an den Tag legen. Und so sollte es nicht erstaunen, wenn nach einem Kohle-Embargo in Europa bald intensiv über ein Embargo russischen Öls gesprochen werden dürfte.

          Natürlich belasten diese Sanktionen unmittelbar auch die deutsche Wirtschaft. Aber es darf nicht vergessen werden, dass die deutsche Wirtschaft auf die Dauer umso mehr leidet, wenn Putin nicht rasch Einhalt geboten wird. So verzeichnet die Automobilindustrie eine stark rückläufige Produktion, weil die Einfuhr von Kabeln aus der Ukraine von den Kriegsereignissen betroffen ist.

          Unabhängig vom Kriegsverlauf und den weiteren Diskussionen über Sanktionen muss die deutsche Wirtschaft entschlossen daran arbeiten, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern. Nicht alles wird schnell gehen, zudem wird eine größere Diversifizierung vermutlich auch Geld kosten.

          Aber es existiert hierzu keine Alternative, denn eine Rückkehr zur alten Zusammenarbeit kann es mit Putins Russland nicht geben. Je schneller dies akzeptiert wird, umso dynamischer kann die deutsche Wirtschaft in die Zukunft aufbrechen.

          Gerald Braunberger
          Herausgeber.

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