F.A.Z.-Informationen : Überschüsse der Krankenkassen gehen deutlich zurück
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Schmerz im System? Derzeit ist schon noch genug Geld da. Bild: dpa
Mehr als 600 Millionen Euro waren es vergangenes Jahr, nun ist es deutlich weniger: Um mehr als ein Drittel geht der Überschuss der Kassen zurück. Insbesondere eine Gruppe ist betroffen.
Das zuletzt starke Wachstum der Überschüsse in der gesetzlichen Krankenversicherung hat sich im ersten Quartal deutlich abgeschwächt. Nach ersten Zahlen haben die 110 Kassen ihre Überschüsse zu Jahresbeginn zwar weiter ausgeweitet, allerdings nicht mehr so stark wie noch im Vorjahr. Da stand am Quartalsende ein Plus von 612 Millionen Euro.
Derzeit zeichnet sich nach Informationen der F.A.Z. ein Überschuss von weniger als 400 Millionen Euro ab. Damit würden die Reserven der Kassen auf knapp 20 Milliarden Euro ansteigen. Hinzu kommt die Liquiditätsreserve im Gesundheitsfonds, die sich nach letzten Angaben des Gesundheitsministeriums auf fast 10 Milliarden Euro belief.
Während die Innungskrankenkassen mit einem Überschuss von 17 Millionen Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahres lagen, zeichneten sich auf den Konten der Allgemeinen Orts- und der Ersatzkrankenkassen teils deutliche Bremsspuren ab. So verbuchten die AOK am Ende des ersten Quartals ein Plus von 197 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Überschuss noch 361 Millionen Euro betragen – 163 Millionen Euro mehr als dieses Jahr.
Die Ersatzkassen, nach Zahl der Mitglieder und Versicherten größer als die AOK, kamen dennoch nicht an deren Ergebnis heran: Der Überschuss belief sich Ende März auf 122 Millionen Euro, das waren 33 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Daten der Betriebskrankenkassen und der Knappschaft lagen noch nicht vor. Im Vorjahr hatten sie zusammen einem Quartalsüberschuss von 85 Millionen Euro genannt.
Das AOK-System sei „wieder gut ins Jahr gestartet“ kommentierte dessen Vorsitzender Martin Litsch. Die Zahl der Versicherten sei um 2,6 Prozent gestiegen. Allerdings profitiere die AOK von einer „Widersprüchlichkeit“ im Finanzausgleich. Für junge, gesunde Versicherten gebe es deutlich mehr Geld, als sie benötige. „Mit unseren Wettbewerbern sind wir uns auch einig, dass der Morbi-RSA noch manipulationsresistenter werden muss“, sagte Litsch. Nötig seien deshalb verbindliche Richtlinien zur Erfassung der Krankheiten auch für niedergelassene Ärzte.
Ersatzkassen-Verbandschefin Ulrike Elsner nannte die weiterhin gute konjunkturelle Entwicklung und positive Beschäftigungssituation als Grund für die aktuelle Entwicklung. Die Einnahmen der Krankenkassen aus Zuweisungen und Zusatzbeiträge seien stärker gestiegen als die Leistungsausgaben mit 3,25 Prozent.
Elsner lobte wie zuvor die AOK die Entscheidung der Koalition, die Pflicht zum Abbau von Kassenüberschüssen von 2020 an an eine Reform des Finanzausgleichs zu koppeln. Die Ersatzkassen erwarteten von der Reform eine Entlastung ihrer Zusatzbeitragssätze. Das Kabinett will an diesem Mittwoch den Gesetzentwurf beschließen, dessen Kern die hälftige Übernahme des kassenindividuellen Zusatzbeitrags durch Arbeitgeber oder Rentenkasse vorsieht.