Twitter : Tritt Elon Musk jetzt zurück?
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Umstritten: Elon Musk Bild: AFP
Auf Twitter hatte Elon Musk darüber abstimmen lassen, ob er als Chef des Kurznachrichtendienstes zurücktreten soll, und versprochen, sich an das Ergebnis zu halten. Dieses spricht nun gegen ihn.
Elon Musk wird als Chef des Kurznachrichtendienstes Twitter abtreten – zumindest, wenn er sich wie versprochen an das Ergebnis einer Umfrage auf Twitter hält. Musk hatte Twitter-Nutzer abstimmen lassen, ob er Chef des Kurznachrichtendiensts bleiben soll. „Soll ich als Chef von Twitter zurücktreten? Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten“, schrieb er in der Nacht zu Montag auf Twitter. Die Nutzer konnten mit „Ja „oder „Nein“ abstimmen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus. 57,5 Prozent der insgesamt mehr als 17,5 Millionen Teilnehmer stimmten für einen Rücktritt, 42,5 Prozent dagegen.
Sollte Musk tatsächlich abtreten, ist allerdings noch unklar, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Musk wäre aber auch ohne seinen Managerposten der mächtigste Mann bei Twitter, schließlich gehört ihm die Firma. Zuvor hatte es massive Kritik an Twitter gegeben, nachdem das Online-Netzwerk erklärt hatte, seinen Nutzerinnen und Nutzern künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenz-Plattformen zu bewerben, darunter Facebook, Instagram oder Mastodon.
Musk versprach in einem weiteren Tweet, größere Änderungen der Richtlinien für die Plattform künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen. „Ich bitte um Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen.“
Die neue Richtlinie gegen die Konkurrenz-Plattformen gilt Twitter zufolge sowohl für Tweets als auch für die Biographie des eigenen Accounts. In Zukunft werde Twitter keine kostenlose Werbung für bestimmte Social-Media-Plattformen auf Twitter mehr zulassen, hieß es. Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und baut den Online-Dienst seitdem nach seinen Vorstellungen um.
Mehr Zeit für Tesla?
Ein Rückzug als Chef von Twitter käme Musk indes wohl nicht ungelegen. Investoren drohen die Geduld mit Musk zu verlieren. Sie fürchten, dass Musk sich zu viel mit Twitter beschäftigt und seinen Chefposten bei Elektroautohersteller Tesla vernachlässigt. Der Kurs der Tesla-Aktie gab in diesem Jahr fast 60 Prozent nach, davon in diesem Monat allein rund 5 Prozent. Ein Abgang aus dem operativen Geschäft bei Twitter dürfte Anleger beruhigen.
Dass Musk die Öffentlichkeit via Twitter über wichtige Entscheidungen abstimmen lässt, ist dabei nichts Neues. So ließ er zum Beispiel abstimmen, ob der ehemalige US-Präsident Donald Trump wieder auf dem Kurznachrichtendienst tätig werden darf. Ja, darf er, lautete mit knapper Mehrheit die Antwort, woraufhin Twitter den Account im November wieder entsperrte.
Im Herbst 2021 ließ Musk sich über eine Umfrage dazu verpflichten, ein Zehntel seines Tesla-Anteils zu verkaufen und das Geld zu spenden. Damals hielt Musk sich an das Ergebnis der Umfrage und spendete wohl knapp sechs Milliarden Dollar. Die Spende könnte allerdings auch geholfen haben, Musks milliardenschwere Steuerlast deutlich zu drücken, nach der Einschätzung von Steuerexperten um knapp 40 bis 50 Prozent des gespendeten Betrags. Zuletzt wurde bekannt, dass die Spende scheinbar an Musks eigene Wohltätigkeitsorganisation ging. Laut Musks Steuererklärung, die Bloomberg vorliegen soll, sind im vergangenen Jahr aber tatsächlich 160 Millionen Dollar an gemeinnützige Organisationen gegangen, darunter 55 Millionen Dollar an das in Memphis ansässige St. Jude Children’s Research Hospital.