Tourismus : Tui setzt auf das Kreuzfahrtgeschäft
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Tui-Chef Michael Frenzel will sich nicht von der Schiffahrt trennen Bild: ddp
Um den Weg aus der Krise zu schaffen, hat Europas größter Reisekonzern neben Kostensenkungen und Stellenabbau eine neue Strategie in der Flugsparte beschlossen. Zudem will sich Tui im boomenden Kreuzfahrtmarkt engagieren.
Europas größter Reisekonzern Tui hält an seiner Schifffahrtssparte fest. Die von einem Teil der Aktionäre vehement geforderte Aufspaltung des Unternehmens lehnten Vorstand und Aufsichtsrat ab.
Sie sähen derzeit in einem Verkauf oder einem Börsengang der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd keinen Sinn, teilte Konzernchef Michael Frenzel am Freitag mit. „Die Tui bleibt weiterhin ein Konzern mit zwei starken Säulen“, sagte Frenzel. Der Vorstand habe vom Aufsichtsrat in dessen Sitzung am Vortag volle Rückendeckung erhalten. Den Rufen nach einer Trennung von der Schifffahrt sei eine klare Absage erteilt worden.
Einheitliche Marke im Fluggeschäft
Zugleich habe der Aufsichtsrat für die Touristik neben einem Sparpaket auch eine klare Wachstumsstrategie gebilligt. Die Fluggesellschaften sollen unter der einheitlichen Marke „TUIfly.com“ vorrangig über das Internet expandieren. „Das Fluggeschäft wird auch weiterhin integraler Teil der Touristik sein“, betonte Frenzel. In den vergangenen Monaten waren Verflechtungen mit anderen Fluggesellschaften in Deutschland wie Air Berlin geprüft worden.
Tui habe für die Erneuerung der derzeit 56 Flugzeuge bereits jetzt 65 Boeing-Maschinen geordert, die ab 2010 ausgeliefert werden sollen. Für die Flugflotte wird die Gründung einer externen Leasinggesellschaft mit einem Minderheitsanteil von Tui geprüft. Damit will der derzeit noch mit gut drei Milliarden Euro verschuldete Konzern das gebundene Kapital reduzieren. Die Leasinggesellschaft soll die derzeit europaweit aus 123 Flugzeugen bestehende Flotte von Tui verwalten und finanzieren.
Engagement im boomenden Kreuzfahrtgeschäft
Ebenso plant Tui die Zahl der Hotels (derzeit 300) um 20 zu erhöhen und in das Massengeschäft bei Kreuzfahrten einzusteigen. Mit der weltgrößten Kreuzfahrtreederei Carnival ist ein Gemeinschaftsunternehmen geplant, an dem Tui schrittweise einen Anteil von 25 Prozent erwerben will. Carnival betreibt in Europa erfolgreich die Marke Aida. Hinzukommen soll eine neue Kreuzfahrtmarkt „TUI Cruises“. Das erste Tui-Schiff werde im Jahr 2010 ausgeliefert, sagte Frenzel. Weitere sollen folgen.
Das bereits am Donnerstag angekündigte Sparpaket mit einem Abbau von 3600 Stellen betreffe vor allem Großbritannien mit 2.600 Arbeitsplätzen, teilte Frenzel mit. In Deutschland fallen 400 Stellen weg, in Frankreich 200. Gleichzeitig sollen in den Wachstumsbereichen Flug, Hotels und bei den Reiseleitern 3300 neue Arbeitsplätze entstehen. Trotz des Sparpakets von 250 Millionen Euro hatte Tui am Vorabend seine mittelfristigen Gewinnziele deutlich reduziert und für das laufende Jahr den Verzicht auf eine Dividende angekündigt.
Mit einem Kursrutsch um gut vier Prozent auf 15,40 Euro gehörte die Tui-Aktie am Freitag vormittag zu den größten Verlierern im Dax.